Rund zwei Drittel (67 Prozent) der Arbeitnehmer in Deutschland wären bereit, ohne Lohnausgleich eine Stunde länger pro Woche zu arbeiten, um ihrem Unternehmen zu helfen. Dies ist das Schlüsselergebnis einer bundesweiten Umfrage des Online-Stellenmarktes Monster. "Die Bevölkerung ist sich der Brisanz der wirtschaftlichen Lage größtenteils bewusst und sehr wohl bereit, die Ärmel hochzukrempeln, um zur Verbesserung beizutragen", interpretiert Kai Deininger, Geschäftsführer der Monster Deutschland GmbH, die Ergebnisse.
Über ein Drittel (34 Prozent) der Beschäftigten arbeiten eigenen Angaben zufolge heute schon weit über ihrem Stunden-Soll. Fast ein Fünftel (18 Prozent) wäre sogar bereit, noch länger als eine Stunde mehr pro Woche am Arbeitsplatz zu verbringen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Und 15 Prozent würden die zusätzliche Arbeitszeit eher zähneknirschend in Kauf nehmen.
Die Mehrarbeit ohne Lohnausgleich lehnen 30 Prozent der Arbeitnehmer konsequent ab. Und 19 Prozent vertreten die Auffassung, dass ganz im Gegenteil eine Verkürzung der Arbeitszeit zur Konjunkturbelebung notwendig sei. 11 Prozent antworteten auf das Ansinnen nach unentgeltlicher Arbeitszeitverlängerung: "Kommt nicht in Frage; lieber gehe ich in Rente".
Eine Stunde Mehrarbeit pro Woche ohne Lohnausgleich, um die Wirtschaft anzukurbeln - was halten Sie davon? | Ich arbeite ohnehin weit über meinem Stunden-Soll | 34% |
Im Gegenteil; nur Arbeitszeitverkürzung belebt die Konjunktur | 19% | |
Völlig richtig, es müssten sogar noch mehr sein | 18% | |
Begeistert bin ich zwar nicht, aber es muss wohl sein | 15% | |
Kommt nicht in Frage; lieber gehe ich in Rente | 11% |
Streit um längere Arbeitszeit im Öffentlichen Dienst spitzt sich zu
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kündigte erneut Protestaktionen bis hin zu einem Arbeitskampf an. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) warnte die Kommunen dagegen im "Münchner Merkur" vor finanziellen Konsequenzen, sollten sie die vom Freistaat verordnete 42-Stunden-Woche für ihre Arbeiter und Angestellten nicht übernehmen. Bislang streben unter anderem Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen längere Arbeitszeiten an.
Das für die Tarifpolitik zuständige ver.di-Vorstandsmitglied Kurt Martin sagte dem "Handelsblatt": "Entsprechende Maßnahmen werden jetzt im Einzelnen vorbereitet." Sie könnten bis hin zur Urabstimmung über einen regulären Arbeitskampf reichen. Die Gewerkschaft sei von Mai an nicht mehr an die Friedenspflicht gebunden, sollten die Bundesländer die Kündigungen der Tarifvorschriften zur Arbeitszeit nicht wieder zurücknehmen.
Stoiber hat für ablehnende Haltung wenig Verständnis
Stoiber sagte, er habe für die bisher ablehnende Haltung der kommunalen Arbeitgeber "wenig Verständnis". Nach Erwartungen Stoibers werden nahezu alle Bundesländer Wochenarbeitszeiten von mehr als 40 Stunden einführen. "Auch die anderen Länder werden über kurz oder lang in die gleiche Richtung gehen." Auch in "weiten Bereichen der Wirtschaft" werde man "in zwei Jahren eine Flexibilität hin zur 40- bis 42-Stunden-Woche haben".
Hamburgs Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) sprach sich ebenfalls längere Arbeitszeiten im Öffentlichen Dienst aus: "Wir sollten die Arbeitszeiten der Angestellten an die der Beamten anpassen." Kein Beamter leide darunter, dass er 1,5 Stunden länger arbeiten müsse. "Ich appelliere an ver.di, sich der notwendigen Konsolidierung des Haushalts nicht zu verschließen."