Arbeitszeit Ostdeutsche arbeiten länger als Westdeutsche

Zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen bei den Arbeitszeiten noch immer erhebliche Unterschiede. In Ostdeutschland werden durchschnittlich rund 100 Stunden im Jahr mehr gearbeitet als im Westen.

Zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen bei den Arbeitszeiten noch immer erhebliche Unterschiede. Wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mitteilt, werden in Ostdeutschland durchschnittlich rund 100 Stunden im Jahr oder sechs Prozent mehr gearbeitet als im Westen. In Brandenburg, dem Land mit der höchsten Jahresarbeitszeit, arbeitet ein Erwerbtätiger demnach im Schnitt jährlich zehn Prozent länger als im Saarland, wo der niedrigste Wert aller Bundesländer erreicht werde.

Die Wirtschaftsforscher stellten eine gegenläufige Entwicklung von Erwerbstätigenzahl und Arbeitsstunden fest: Zwischen 1970 und 2002 sei die Zahl der Erwerbstätigen in Westdeutschland zwar von 26,6 auf 32,4 Millionen Personen, also um 22 Prozent, gestiegen. Gleichzeitig habe jedoch das geleistete Arbeitsvolumen von 52,1 Milliarden auf 46 Milliarden Stunden abgenommen. Maßgebend hierfür sei der Rückgang der geleisteten Jahresarbeitszeit um 27 Prozent.

"Atypische" Beschäftigungsverhältnisse verdrängen normale Arbeitsverhältnisse

Zu den Ursachen zählen die Experten unter anderem die Verringerung der tariflichen Wochenarbeitszeiten, der Anstieg der Urlaubstage, die Ausdehnung von Teilzeitbeschäftigung und den Rückgang bei den durchschnittlich geleisteten Überstunden. Hinzu komme, dass zunehmend normale Arbeitsverhältnisse durch "atypische" Beschäftigungsverhältnisse wie Mini-Jobs verdrängt und immer mehr Formen der Arbeitszeitflexibilisierung angewendet würden.

Maßgeblich für die geleistete Jahresarbeitszeit in einem Wirtschaftsbereich sind demnach die tariflichen Wochenarbeitszeiten, die Zahl der Urlaubstage, sowie Mehrarbeitsstunden und Ausfallzeiten, etwa durch Kurzarbeit oder Krankheit, hieß es weiter. Eine spezifische regionale Ausprägung sei damit selbstverständlich: So arbeite ein Arbeitnehmer in der Land- und Forstwirtschaft in Sachsen-Anhalt 21 Prozent länger als ein Kollege in Rheinland-Pfalz.

Kaum Selbstständige in der Ost-Landwirtschaft

Auch der Anteil der Selbstständigen und mithelfenden Familienangehörigen ist laut IWH in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich: So waren 2002 in Bayern im Bereich „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ 77,8 Prozent der beschäftigten selbstständig, während es in Brandenburg lediglich 8,7 Prozent waren. "Während in Bayern der Familienbetrieb typisch ist, der in der Regel keine Arbeitnehmer beschäftigt, dominieren in Brandenburg, wie auch in den anderen neuen Bundesländern, Großbetriebe, die oft genossenschaftlich organisiert sind", hieß es.

Insgesamt ist die Selbstständigenquote demnach in den neuen Bundesländern mit 9,4 Prozent etwas niedriger als in den alten Ländern, wo sie 10,7 Prozent betrage. Im Durchschnitt sei die Jahresarbeitszeit eines Selbstständigen in Deutschland um etwa 50 Prozent höher als die eines abhängig Beschäftigten. Die höchsten Jahresarbeitszeiten wurden aber bei ostdeutschen Selbstständigen beobachtet. Wegen der schwachen Ertragslage seien vor allem Handwerker gezwungen, statt Arbeitnehmer anzustellen die eigene Arbeitsleistung auszudehnen, heißt es.

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