Streetwear-Messe - Bread & Butter
"Man muss Power haben, um jetzt nach Berlin zu gehen"
Mit ihrer Messe für Streetwear, Klamotten für junge Leute, die sie in Köln gegründet hatten, zogen die drei Jungs in diesem Jahr in die Hauptstadt. "Wir haben erkannt, dass hier was in der Luft liegt", sagt Karl-Heinz Müller, "so ein gewisser Spirit. Der hochgespielte Berlin-Hype ist weg, jetzt ist alles ganz realistisch und abgeklärt." In der Siemens-Kabelhalle nahe dem Flughafen Tegel präsentieren sie vom 18. bis zum 20. Juli die Messe "Bread & Butter". Die hat Festivalcharakter: gute Musik, vernünftiges Essen, kreative Leute und auch mal ein kleines Fußballmatch oder eine Grillparty am Rande. "Wir wollen Geschäfte machen und gleichzeitig Spaß haben", sagen die drei. Sie sind überzeugt: "Berlin wird die Metropole in Europa." Karl-Heinz Müller, Kristyan Geyr und Wolfgang Ahlers
Haarstation
"Die Masse macht's"
Die beiden Friseurinnen hatten mit Papierkram und laschen Ämtern zu kämpfen. Aber sie hielten durch bis zum eigenen Laden. Ihre "Haarstation" am Weinbergsweg in Berlin-Mitte, im Oktober vergangenen Jahres eröffnet, war von Anfang an ein Renner. Schlechte Zeiten? "Man kann sich auch in guten Zeiten verkalkulieren", sagt Antje Buder, 23. Dem jungen Publikum rund um den Rosenthaler Platz gefällt es, dass man hier wie im Arbeitsamt eine Nummer ziehen muss und so noch einen Kaffee trinken gehen kann, bevor man drankommt. Der Schnitt kostet 10,50 Euro, föhnen muss jeder selbst. "Keiner ist so günstig wie wir", sagt Antje. Dazu gibt’s House und Electro Music, und zwar brüllend laut. Demnächst wollen die beiden einen DJ einladen - Begleitmusik für flotte Schnitte. Janine Seeger und Antje Buder
Jugendhotel
"Man muss schon ein bisschen Extrapower geben, um etwas zurückzubekommen"
In einem Plattenbau an der Storckower Straße liegt das Jugendhotel "The Generator": 854 Betten ab 15 Euro pro Nacht, ein Internetcafé und schickes Design in Blau und Silber. Das Haus erinnert an die alte DDR, und das finden die jungen Traveller aus aller Welt toll. Hier sitzen sie in ihren schlackernden Cargo-Hosen, essen, flirten und fühlen sich fast wie im Kinohit "Good Bye, Lenin!". Gegenüber gammelt ein leer stehendes Bürohaus vor sich hin und verbreitet einen Hauch von Abenteuer. Zwei Millionen Euro Umsatz soll "The Generator" pro Jahr bringen, und das wird er auch, da ist sich Manager Eric van Dijk, 30, sicher. "Ich habe das Gefühl, dass Berlin sehr bald sehr wichtig sein wird für Europa", sagt der Holländer. Er selbst wohnt mitten unter den Gästen und ist 24 Stunden am Tag erreichbar. Fürs Foto hängt er sich schon mal weiter aus dem Fenster, als die Sicherheitsvorschriften es erlauben. Manager Eric van Dijk
Kindergarten
"Die bilinguale Kita läuft, jetzt könnten wir auch eine Schule gründen"
Für ihre Tochter Emma suchte Steffi Roy einen deutsch-englischen Kindergarten. Und musste feststellen, dass es so was in ihrem Stadtteil Prenzlauer Berg nicht gab. Weil die Behörden für die zehn Elternpaare, die Steffi Roy zusammengetrommelt hatte, keine eigene Kindertagesstätte aufmachen wollten, beschloss sie: Wir gründen selbst eine. Der Bezirk zeigte sich misstrauisch, glaubte nicht an den Erfolg, bot den hartnäckigen Eltern dann immerhin an, sich in eine bestehende Kita einzumieten. Inzwischen hat sich alles umgedreht. Die kommunale Kita ist geschlossen, die deutsch-englische hat deren Gebäude übernommen und kann 77 Plätze bieten. Auf der Warteliste sind weitere 100 Kinder notiert, ein zweiter, französischer Kindergarten ist inzwischen gegründet. Im Augenblick denken Steffi Roy und ein paar andere Eltern über die Gründung einer zweisprachigen Schule nach. Davon gibt es im Osten der Stadt nämlich nur eine einzige. Neera Trivedy (Leiterin) und Steffi Roy (Mutter)
Fotografie-Forum
"Wir wollten was tun und sind mutig ins kalte Wasser gesprungen"
"Alle reden, niemand tut was", sagt der Fotograf Stephan Erfurt. Er und seine beiden Freunde, der Designer Marc Naroska und der Architekt Ingo Pott, wollten nicht länger warten, bis andere endlich die Initiative ergreifen. Weil in Berlin trotz vieler Versprechungen immer noch kein Fotozentrum existiert, gründeten sie C/O Berlin. In der Linienstraße 144, nicht weit von der Museumsinsel, gibt es nun auf mehreren Stockwerken feine Ausstellungen von André Rival bis Martin Parr, Vorträge zu Architektur, Design und Kulturpolitik. Das elegante Daylight Studio unter dem Dach wird vermietet für Fotosessions, Verlagspräsentationen, Partys, Lounges oder auch mal für eine Show des Modemachers Wolfgang Joop. Noch ist das Ganze ein Non-Profit-Unternehmen, "fast mäzenatisch - aus Liebe zur Sache". Aber noch in diesem Jahr soll C/O Berlin sich selbst tragen. Erfurt: "Wir wollen, dass in dieser Stadt was passiert." Stephan Erfurt, Ingo Pott und Marc Naroska
Klangimpulse
"Wir brauchen alle ganz entschieden ein Engagement, das ist der Grund für unsere Initiative"
Yvonne Motzkus und Johanna Krumin, Opernsängerinnen und Absolventinnen der Hochschule für Musik Hanns Eisler, mochten sich das Gejammere um Sparmaßnahmen und Stellenabbau nicht länger anhören. Auf eigene Verantwortung organisierten sie mit vier weiteren Sängern (Kismara Pessatti, Nikolay Borchev, Stefan Glunz, Jewgenij Taruntsov) einen Opernabend im Berliner Schillertheater. Eingeladen: Intendanten und Konzertagenten. Mehr als 13.500 Euro Sponsorengelder konnte sie eintreiben. "Ein riesiger Kraftakt", sagt Motzkus. Als Schirmherren gewann sie Opernchef Daniel Barenboim und die Leiterin der Hauptstadtkulturstiftung, Adrienne Goehler. Die jubelte denn auch: "Jaaa! Genau so muss es gehen. Nicht in der Ecke sitzen und warten, bis der Erweckungskuss kommt." Yvonne Motzkus und Johanna Krumin