Deutscher Gründerpreis Jede Zeit ist eine Gründerzeit

  • von Karin Spitra
Hohe Arbeitslosigkeit, Globalisierung, Zukunftsangst - eigentlich keine gute Zeit, um mit einer Firmengründung an den Start zu gehen. "Gerade jetzt", meinte die versammelte Unternehmer-Elite bei der Verleihung des Deutschen Gründerpreises.

Die Gästeliste las sich wie das Who's who der deutschen Wirtschaft: Grupp (Textilhersteller Trigema), Hugendubel (Buchhandlungen), von Metzler (Bankhaus), Schweizer (Oetker-Gruppe), von Faber-Castell (Schreibgeräte), Würth (Schrauben), Meggle (Molkereien), Roeck (Accessoires), Heraeus (Technologiekonzern), Ritter (Schokolade), Lindner (Naturkosmetik), Langenscheidt (Verlag), Deichmann (Schuhe), Fielmann (Optikerkette), Hipp (Kindernahrung) und, und, und.

Sie alle kamen in Berlin zusammen, um bei der fünften Verleihung des Deutschen Gründerpreises der StartUp-Initiative dabei zu sein. Der Gründerpreis wurde im Jahr 2001 von den Partnern stern, den Sparkassen, McKinsey & Company und dem ZDF ins Leben gerufen, um beispielhalfte unternehmerische Erfolge in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen einer Firma auszuzeichnen. So werden einmal im Jahr Unternehmen und Persönlichkeiten aus der Gründer- und Wirtschaftsszene in den Kategorien Konzept, Visionär, Aufsteiger und Lebenswerk geehrt.

Der aktuelle stern 38/2006

Mehr zum Gründerpreis 2006 - und den Preisträgern in den Kategorien Lebenswerk, Aufsteiger, Visionär und Konzept lesen Sie im aktuellen stern

Dabei hatten die Juroren immer vor Augen, dass die Gründer von heute, die Unternehmer von morgen sind. "Gründen bedeutet nicht nur die ersten zweieinhalb Mitarbeiter, sondern heißt auch danach ständige Weiterentwicklung", fasste es Florian Langenscheid in seiner Laudatio auf Werner und Michael Otto zusammen. Die beiden erhielten den Preis in der Kategorie Lebenswerk für den Aufbau und die erfolgreiche Weiterführung der Otto-Gruppe mit dem bekanntesten Teilstück, dem Versandhandel. Denn "was Bill Gates für die Software, ist Michael Otto für den Versandhandel."

Bill Gates des Versandhandels

"Es gibt kaum Unternehmer in Deutschland, die mehr Klarheit, Integrität, Konsequenz und Engagement zeigen als die Unternehmer Otto", so Langenscheidt während der Preisverleihung. Und lobte besonders deren Nähe zum Kunden: "Werner Otto hörte immer auf die Kunden, um ihnen nahe zu sein, von ihm stammt der Satz: 'Der Kunde ist der Maßstab aller Dinge.'"

Doch auch Konzepte, unternehmerische Visionen und erfolgreiche Neugründungen werden mit dem Gründerpreis ausgezeichnet. Und so gab es für die potenziellen Konzernchefs von morgen viele gute Ratschläge der versammelten Unternehmerelite. Für McKinsey-Chef Lothar Stein ist es am wichtigsten, erst einmal das richtige Team, den richtigen Beistand zu finden - und dann erst die Gründung anzugehen.

Immer auf den Kunden achten

"Der nächste Punkt ist dann, genau auf den Kunden zu achten: Was möchte der Kunde eigentlich mit meinem Produkt oder mit meiner Lösung machen?", so Stein weiter. Denn nur, wenn man den Kunden richtig versteht, kann man auch ein Produkt entwickeln, das am Markt Chancen hat. Zu dieser Erkenntnis gelangte auch schon Prof. Heinz-Otto Peitgen, Geschäftsführer der MeVis-Gruppe, die für ihre revolutionäre medizinische Software in der Kategorie Visionär ausgezeichnet wurde.

"Meine Motivation war, mit dem, was wir treiben, schwer kranken Menschen zu helfen. Ich wollte sehen, das daraus Produkte werden, die in die Krankenhäuser kommen", fasste Peitgen zusammen. Und sieht in der Kraft der Innovationen durchaus auch ein Heilmittel für die marode deutsche Wirtschaft: "Wenn wir auf Deutschland schauen, dann lesen wir jeden Tag in der Zeitung, dass Arbeitsplätze abgebaut werden. Wir befinden uns gerade in einem Prozess der Deindustrialisierung. Und was ist in 20 Jahren mit diesem wunderschönen Land? Die Antwort ist klar: Entweder wir schaffen wieder viele neue Produkte, zu denen viele gute Innovationen gehören - oder wir müssen mit immer weniger in einem ganz harten Verteilungskampf auskommen. Ich glaube, dass wir Innovationen schaffen werden - auch weil wir selber gerade eine gemacht haben."

Zähigkeit und Ehrbarkeit

Für Claus Hipp, Preisträger des Jahres 2005 für das Lebenswerk, ist neben einem durchdachten, sauberen Produkt auch die Einstellung des Unternehmers ein wesentliches Erfolgskriterium. "Neugründer sollten ihrer Idee treu bleiben, sollen langfristig denken und sich nicht von Misserfolgen entmutigen lassen. Wenn wir in den Geschichten der Familienunternehmen zurückgehen, dann gab es immer schwierige Zeiten, aber wir haben immer weitergemacht," erzählt Hipp. Doch auch traditionelle Werte sind ihm wichtig: "Als ehrbarer Kaufmann langfristig denken, dann funktioniert's. Jeder kurzfristige Erfolg, der nicht ehrbar ist, bringt nichts."

Und der Chef des familiengeführten Ritter-Schokoladenimperiums, Alfred Theodor Ritter, empfiehlt Neugründern Stehvermögen: "Man erleidet garantiert Rückschläge, dann braucht man Zähigkeit. Einfach auch dann, wenn's mal nicht gut läuft, seine Idee weiter entwickeln." Das, so Ritter sei der eigentlich Erfolgsfaktor, denn "die meisten Leute geben zu früh auf." Die das nicht tun, sind dann das Rückgrat der Wirtschaft.

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