Führungskräfte: Schleudersitz Vorstandsposten

Von 248 Vorstandsmitgliedern bei den DAX-Unternehmen im Jahr 1998 waren zuletzt nur noch 68 im Amt, ergab eine Untersuchung der Personalberatung Spencer Stuart. Drei Viertel der Führungskräfte sind in den vergangenen sechs Jahren dagegen ausgeschieden.

Viele von ihnen sind regulär in Pension gegangen. Die Fluktuation ist aber gestiegen. Oftmals würden die Führungskräfte inzwischen weit vor der Altersgrenze ausgetauscht, berichtet Dieter Unterharnscheidt, Partner der Personalberatung. "Wer versagt, Ziele nicht erreicht oder wenig Fortune besitzt, wird wesentlich rascher ausgewechselt als früher."

Kein einziges DAX-Unternehmen hatte Anfang 2004 noch exakt dieselbe Führungsspitze wie 1998. "Akquisitionen und Fusionen, der Umbau der Unternehmensarchitekturen, Globalisierung und Restrukturierungen haben tiefe personelle Spuren in den Vorständen hinterlassen." Immerhin drei Aktiengesellschaften haben der Untersuchung zufolge in den vergangenen sechs Jahren ihren gesamten Vorstand einschließlich Vorstandschef ausgetauscht. Bei weiteren acht Konzernen hielt sich nur ein einziges Mitglied der Führungsriege.

Etwas mehr Kontinuität gab es beim Posten des Vorstandsvorsitzenden. Noch sieben Unternehmen haben weiter denselben Chef. In 15 Konzernen fand ein geplanter Wechsel statt. Bei sieben Unternehmen wurde der Chef dagegen unplanmäßig ausgetauscht. "Damit lässt sich feststellen, dass die Position des Vorstandsvorsitzenden inzwischen bei weitem nicht mehr so sakrosankt ist wie früher, als es bei Dax-Unternehmen zu Abberufungen des Vorstandschefs so gut wie nie kam", sagte Unterharnscheidt.

Noch einen Trend haben die Personalberater geortet: Die Vorstandsgremien bei den Großkonzernen sind kleiner geworden. Sind heute in den 30 DAX-Unternehmen 193 Vorstände beschäftigt, waren es 1998 bei den Firmen oder ihren Vorgänger-Unternehmen noch 248. Damit sank die durchschnittliche Zahl an Vorständen pro DAX-Unternehmen von 7,8 auf 6,4 Mitglieder.