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Arbeitsmarkt Ghosting bei der Jobsuche: Immer mehr Bewerber ignorieren Arbeitgeber – selbst nach Zusage

Recruiter beklagen, dass Bewerber sich zunehmend einfach nicht mehr melden
Recruiter beklagen, dass Bewerber sich zunehmend einfach nicht mehr melden
© Imago Images
Früher mussten Bewerber hoffen, dass sich ein Unternehmen zurückmeldet. Heute ist es häufig andersherum, zeigt eine Umfrage unter 400 Recruitern. Sogar auf Job-Zusagen reagieren manche nicht.

Der Bewerber von heute kann offenbar ein äußerst scheues Wesen sein. Schwierig zu finden, noch schwieriger einzufangen. Selbst wenn ein Arbeitgeber meint, einen passenden Kandidaten oder eine Kandidatin für den Job an der Hand zu haben, besteht immer die Gefahr, dass er oder sie sich plötzlich auf Nimmerwiedersehen in die Büsche schlägt. Das legt jedenfalls eine Umfrage der Jobseite Indeed unter 400 Recruitern nahe.

In dieser berichten die befragten Personalexperten, dass sie immer häufiger von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern während der Bewerbungsphase geghostet werden. Dass die Bewerber also – ohne abzusagen – plötzlich den Kontakt abbrechen und nicht mehr auf Nachrichten reagieren. Mehr als jeder zweite Recruiter gibt an, das Ghosting durch Bewerber sei innerhalb des letzten Jahres häufiger geworden. Nur jeder Sechste hat den gegenteiligen Eindruck, der Rest sieht keine Veränderung. 

Keine Reaktion auf Job-Zusage

Bewerber-Ghosting ist für viele Recruiter offenbar Alltag. Acht Prozent der Befragten erleben dies täglich, 26 Prozent machen die Erfahrung jede Woche, und bei weiteren 32 Prozent kommt es zumindest einmal im Monat vor. Umgekehrt melden sich aber auch drei Viertel der Recruiter gelegentlich nicht mehr bei Bewerbern zurück – nach ihren Angaben aber seltener als andersherum. Jeder vierte Recruiter sagt sogar, er habe sich noch nie plötzlich und ohne Weiteres nicht mehr bei Bewerbenden gemeldet.

Interessant ist auch, zu welchem Zeitpunkt der Kontaktabbruch seitens der Bewerber erfolgt. Am häufigsten ist dies wenig überraschend in einer frühen Phase noch vor dem Bewerbungsgespräch der Fall (36 Prozent). Aber auch nach dem Bewerbungsgespräch schalten viele trotz offenen Ausgangs der Bewerbung auf Funkstille (29 Prozent). Einige reagieren laut der Umfrage noch nicht mal auf eine Job-Zusage (18 Prozent) und weitere 7 Prozent der Recruiter berichten sogar, dass neue Mitarbeiter einfach nicht am ersten Arbeitstag auftauchten. 

Wandel am Arbeitsmarkt

Ghosting gibt es laut der Umfrage von Bewerbern für alle Positionen, vom Manager bis zum Auszubildenden, am häufigsten aber bei normalen Vollzeitangestellten. Männliche Bewerber ghosten zudem häufiger als weibliche.  
Die Ergebnisse der Umfrage spiegelten den allgemeinen Wandel auf dem Arbeitsmarkt wider, sagt Indeed-Experte Tim Verhoeven. "Ghosting galt jahrelang hauptsächlich als Ärgernis für Bewerber*innen, die kein Feedback von Unternehmen erhielten. Nun hat sich das Blatt gewendet. Immer häufiger brechen Kandidat*innen kommentarlos den Kontakt zu Unternehmen ab." Dies sei angesichts der Wende auf dem Arbeitsmarkt hin zu einem Kandidatenmarkt nur plausibel. "Bewerber*innen haben häufig die Wahl zwischen mehreren guten Optionen, genauso wie Unternehmen früher, und verfolgen nicht jeden Bewerbungsprozess konsequent bis zum Ende."

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