Goldman Sachs "Das ist mehr als nur hart arbeiten": Junge Banker kämpfen für die 80-Stunden-Woche

Wer ins Investment-Banking einsteigt, rechnet mit einem harten Job. Wie hart es aber wirklich ist, zeigt eine Umfrage unter jungen Angestellten von Goldman Sachs. Ihre schockierende Forderung: Endlich nur noch 80 Stunden die Woche buckeln zu müssen.

Work hard, play hard – das ist der Börsen-Lifestyle in der Hollywood-Variante. Doch Investment-Banking ist längst nicht so glamourös, wie man sich das vorstellt. Das zeigt eine aktuelle Umfrage unter Jobanfängern bei Goldman Sachs, die diese Woche viral ging. Die jungen Banker leiden körperlich, mental und sozial unter den knüppelharten Arbeitsbedingungen. Nun zieht die Bank Konsequenzen.

Das ist allerdings auch dringend nötig. Die Umfrage, deren Ergebnisse auf einer Powerpoint-Vorlage der Bank zusammengefasst ins Netz gerieten, zeichnet ein düsteres Bild. Die Befragten, allesamt Analysten in ihrem ersten Jahr bei der Firma, gaben an, seit Januar im Schnitt 98 Stunden die Woche zu arbeiten, in der letzten Woche vor der Umfrage lag der Schnitt gar bei 105 Stunden. Das lässt nicht viel Zeit für Schlaf: Um 3 Uhr nachts schafften es die Befragten normalerweise ins Bett, mehr als fünf Stunden Schlaf die Nacht waren da nicht drin.

Extreme Belastung

Da wundert es nicht, dass die horrende Arbeitsbelastung massive Folgen auf das Leben der Analysten zeigte. Die physische und mentale Gesundheit sowie das Sozialleben hätten stark gelitten, so die Umfrage. Obwohl die Banker ihre körperliche Gesundheit mit einem Durchschnittswert von 8,8 von 10 Punkten vor der Aufnahme des Jobs als sehr gut eingeschätzt hatten, war dieser Wert nach dem Einstieg bei Goldman Sachs enorm eingebrochen - auf nur noch 2,8 Punkte. Noch deutlicher ist der Unterschied bei der körperlichen Gesundheit: Die wurde durch den Schlafmangel von durchschnittlich 9 auf nur noch 2,3 Punkte gedrückt. Ähnlich sieht es beim Sozialleben aus, das bei jedem einzelnen der Befragten gelitten hatte.

"Ich habe nicht mit einem Arbeitstag von 9 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags gerechnet. Aber eben auch nicht damit, dass er von 9 Uhr morgens bis 5 Uhr morgens geht", fasst einer der Befragten die Extrem-Situation zusammen. "Es gab einen Punkt, an dem ich weder aß, duschte noch irgendetwas anderes tat, als von Morgens bis Mitternacht zu arbeiten", klagte ein anderer. "Mein Körper tut den ganzen Tag weh, ich bin seelisch an einem wirklich dunklen Punkt."

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Endlich nur noch 80 Stunden Arbeit

Entsprechend klar fallen die Forderungen der Angestellten aus. Sie fordern eine Deckelung der Arbeitszeit bei 80 Stunden die Woche, verlangen keine Arbeitsanfragen in den offiziell freien Stunden am Freitag Abend und den gesamten Samstag über, um sich erholen zu können. Auch die Wurzeln der hohen Arbeitslast sollen angegangen werden: Demnach sind Meetings mit Kunden oft zu kurzfristig angesetzt. Weil es zudem keine klare Vorgabe gebe, was dafür zu erarbeiten ist, müsse eigentlich abgeschlossene Arbeit oft noch einmal von vorne begonnen werden. Deshalb wünscht man sich für die Termine eine Woche Vorlauf und sofortige Absprachen, was genau benötigt werde. 

Die Bank reagiert nun, nachdem die Umfrage viral ging. Obwohl die Anzahl der befragten Angestellten mit 13 sehr klein ist, will sie die Arbeitsanforderungen überarbeiten. "Wir erkennen an, dass unsere Angestellten sehr viel zu tun haben, weil das Geschäft sehr gut läuft und wir Aufträge auf historischem Niveau verbuchen", sagte eine Sprecherin der BBC. Man wolle demnach mit mehreren Maßnahmen den Alltag entlasten, unter anderem die Regelung zu freien Freitagabenden und Samstagen strenger umsetzen.

Dass die Bank reagiert, hat sicher auch mit zwei Werten in der Umfrage zu tun: Im Durchschnitt konnten sich die Banker nicht vorstellen, in drei Monaten noch dort zu arbeiten. Und würden die Bank auch nicht als Arbeitgeber empfehlen.

Quellen: Umfrage, BBC

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