KARRIERE Agenten-Nachwuchs gesucht

Wer von einer Geheimdienst-Laufbahn träumt, sollte jetzt zugreifen: Der BND sucht Nachwuchs - vom Biologen über Arzthelfer bis zum Praktikanten.

Eigentlich wollten sie sich nur mit ihrer neuen Flamme vergnügen, doch ihren stets hochgespannten Sinnesorgane entgeht einfach Nichts. Ein leises Knacken weht durch das sich dem malaysischen Dschungel entgegenreckende Fenster und verrät den nahenden Angreifer. Mit jahrelang erprobten Reflexen fliegt die »Röhm RG 75« in ihre Hand, ein Schuss, und der vermummte Angreifer lässt seine gezackte Klinge fallen. Mit seinem letzten Atemzug verflucht er sie.

Wenn solche oder ähnliche Tagträume Sie schon lange beschäftigen, heißt es jetzt zugreifen: Der Bundesnachrichtendienst, kurz BND, sucht Nachwuchs. Auch James Bond hat mal klein angefangen.

Der BND bietet ein breites Job-Spektrum

Wer sich die Stellenangebote auf der Homepage des BND aber genauer anschaut, wird dort weder Scharfschützen- noch Martini-Experten-Gesuche finden. Nein, Biologen, Chemiker, Wirtschaftswissenschaftler oder Arzthelfer sind gefragt. Klingt wenig nach Agentenromantik. Wer sich noch nicht so ganz sicher ist, kann aber auch erst mal bei einem Praktikum Geheimdienstluft schnuppern.

Informatik-Studenten etwa können sich dann sechs Monate mit so spannenden Aufgaben wie der »Portierung von C-Anwendungen von Sun-Solaris nach Linux« beschäftigen. Damit sich die BND-Anwärter ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren können, werden sie für die Praktikumsdauer von sechs Monaten in BND-Wohnheimen untergebracht - sicher verwahrt sozusagen.

Beim weiteren Durchforsten der neu gestalteten BND-Homepage zeigt sich dann, wie sinnvoll es ist, kompetenten Nachwuchs jeglicher Fachrichtungen heranzuziehen. Das genau dokumentierte Aufgabenspektrum des BND – die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, des Waffen- und Drogenhandels und natürlich des Terrorismus? – erfordert eben eine weitreichende Organisation. Deren Struktur wird anschaulich vorgestellt. Die einzelnen Abteilungen reichen von der »Operativen Aufklärung«, über die »Technische Unterstützung« bis hin zum »Qualitätsmanagement«. Über die Notwendigkeit nachrichtendienstlicher Tätigkeit informiert nicht nur das zum Download bereitgestellte BND-Gesetz. Die nüchterne Auflistung der stetig ansteigenden Anzahl von Toten und Verletzten bei den brisantesten Terroranschlägen der letzten Jahre spricht für sich. Wohl auch ein Grund, dass in nächster Zeit 500 Leute neu eingestellt werden sollen.

Von der »Organisation Gehlen« bis zur »Proliferation von Trägerraketen«

Die Arbeit beim BND kann durchaus ein Karrieresprungbrett sein: Auch der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel hat beim BND angefangen. Seine Vita und die der anderen ehemaligen BND-Präsidenten finden sich unter der Rubrik Geschichte. Dort erfährt man auch, dass der BND bereits im Jahr 1946 unter dem damaligen Namen »Organisation Gehlen« in Kooperation mit den Amerikanern seine Arbeit aufnahm. Aufgabe des ehemaligen Wehrmachtsgenerals Gehlen und seines Stabes »Abteilung Fremde Heere Ost« war die militärische Ostaufklärung. 1947 zog die Organisation dann auf das noch heute vom BND genutzte Gelände bei Pullach/München.

Zahlreiche weitere Informationen stehen zum Download bereit, so etwa eine Studie zum Thema »Proliferation von Massenvernichtungsmitteln und Trägerraketen« oder eine äußerst schwierige Kryptographie-Aufgabe. Ansätze zum Knacken der verschiedenen Codes können an den BND geschickt werden. Präsident August Hanning freut sich auf die Zusendungen: »Da können wir ja bereits erkennen, wer für uns als Bewerber in Betracht käme.«

Philip Stirm

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