Karriere Bei Männern läuft es besser

Frauen verdienen im Verlauf von zehn Jahren über 71.000 Euro weniger als Männer, auch wenn sie sich in nichts anderem unterscheiden als in ihrem Geschlecht.

Einflüsse auf die Karriere sind vielfältig - und anders als wir glauben. Dies belegt eine Studie der Wirtschaftsuniversität Wien. In dem umfangreichen Projekt wurden zahlreiche berufliche Werdegänge über längere Zeiträume verfolgt und kritische Einflussfaktoren analysiert. Das Projekt räumt dabei mit manchen gängigen Vorstellungen auf. Bisherige Ansichten über das "Karrieremachen" werden durch die Studie grundlegend infrage gestellt. Die Studie in Auszügen:

Neue Karrierefelder werden zunehmend beliebter. Beinahe ein Drittel der Absolventen strebt heute keine traditionelle Unternehmenskarriere mehr an. Vielmehr bevorzugen sie einen durch vielfältige Tätigkeiten gekennzeichneten "chronisch flexiblen" Karriereverlauf.

Beim Berufseinstieg lohnen sich weder gute Abschlussnoten noch schnelles Studium - was zählt, ist Praxiserfahrung. Im weiteren Karriereverlauf ändert sich das Bild. Dazu Professor Wolfgang Mayrhofer von der Wirtschaftsuniversität Wien: "Nach zehn Berufsjahren verdient mehr, wer auch schnell und gut studiert hat."

Persönlichkeit zählt nicht ganz so stark, wie man glaubt. Einen wichtigen Einfluss auf den Karriereerfolg hat lediglich Führungsmotivation. Andere Faktoren wie Leistungsstreben, Flexibilität und emotionale Stabilität wirken sich nur sehr schwach auf den Karriereerfolg aus.

Die Ich-AG als Werbefirma. Obwohl insgesamt nur ein schwacher Zusammenhang zwischen Karrieretaktiken und Karriereerfolg besteht, kann insbesondere Self-Promotion erfolgreich sein. Dazu Projekt-Koleiter Prof. Johannes Steyrer: "Während sich früher noch Zurückhaltung empfahl, fährt man heute mit dem Herausstreichen eigener Fähigkeiten und Ideen besser. Selbstinszenierung zahlt sich dabei mehr aus als Beziehungsarbeit."

Interessante Ergebnisse liefern Mayrhofer und sein Team auch zum Einfluss des Geschlechts auf die Karriereentwicklung. Dass der Einfluss des Geschlechts auf das Gehalt und die Führungsverantwortung höher ist als jener der Persönlichkeit, wurde bisher nur vermutet - konnte jetzt aber wissenschaftlich belegt werden. Meyer: "Frauen verdienen im Verlauf von zehn Jahren über 71.000 Euro weniger als Männer, auch wenn sie sich in nichts anderem unterscheiden als in ihrem Geschlecht, also auch, wenn sie den gleichen, unterbrechungsfreien Karriereverlauf haben. Die Benachteiligung von Frauen ist somit eklatant. Bei Männern wirken sich Unterbrechungen der Karriere nachteiliger auf Einkommen und Status aus - allerdings auf höherem Niveau."

Überraschende geschlechterspezifische Zusammenhänge bestehen auch zwischen dem Bildungsgrad der Eltern und Karrieren: Söhne von höher gebildeten Eltern erhalten später deutlich mehr Gehalt - Töchter hingegen sind deutlich unzufriedener. Diese Unzufriedenheit, so zeigt die Studie, ist darauf zurückzuführen, dass besonders Töchter erfolgreicher Eltern geschlechtsspezifische Karrierehindernisse als frustrierend empfinden.

Die wichtigsten Ergebnisse wurden von den Professoren Mayrhofer, Meyer und Steyrer in dem Buch "Macht? Erfolg? Reich? Glücklich? Einflussfaktoren auf die Karrieren" herausgegeben.

PRODUKTE & TIPPS