Geeignetes Personal zu finden, ist gar nicht so einfach. Viele Unternehmen klagen derzeit, dass sie offene Stellen nicht besetzen können, in manchen Branchen herrscht handfester Fachkräftemangel. Doch statt sich zu beschweren, könnten viele Arbeitgeber auch selbst mehr tun, um den Mangel zu beheben, legt eine Auswertung des Jobportals Stepstone nahe.
Demnach vernachlässigen die Firmen im Kampf um Talente eine – nicht ganz unerhebliche – Gruppe sträflich: die der Frauen. So offenbart eine Umfrage der Plattform unter 500 Recruiting-Verantwortlichen ein Dilemma: Einerseits sagt mehr als jeder zweite Recruiter, dass das Unternehmen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis anstrebe. Gleichzeitig müssen viele der Personaler und Personalerinnen feststellen, dass sich bei ihnen deutlich mehr Männer als Frauen bewerben. Und viele haben auch keinen Plan, wie sie dies ändern könnten. "Während viele Arbeitgeber zwar das klare Ziel haben, diverse Teams zu bilden, haben viele Nachholbedarf, dafür bereits beim Recruiting die Weichen zu stellen", sagt Stepstone-Experte Tobias Zimmermann.
Zumindest ein Mittel hätten die Arbeitgeber selbst in der Hand: Wenn sich auf eine Stellenanzeige kaum Frauen bewerben, kann dies laut Stepstone auch damit zu tun haben, wie diese formuliert ist. Für die Analyse wurden nämlich auch Arbeitnehmerinnen befragt, wie sie auf Stellenanzeigen blicken. Immerhin drei von zehn Frauen gaben an, sie hätten bereits von einer Bewerbung abgesehen, weil sie den Eindruck hatten, dass eher ein Mann gesucht werde.
Die richtigen Schlüsselwörter
Für diesen Eindruck können Arbeitgeber laut Stepstone auch unbewusst sorgen, indem sie bestimmte Schlüsselwörter in der Stellenanzeige verwenden, die eher männlich konnotiert sind. Zu diesen zählen die Experten häufig in Annoncen genannte Eigenschaften wie "selbstständig" und "individuell", "herausfordernd" und "karriereorientiert". Auch "hierarchisch", "analysierend", "leistungsstark" oder "leidenschaftlich" führt Stepstone als männlich kodierte Begriffe. Auf der anderen Seite gebe es auch eine Liste von Attributen, mit denen sich eher Frauen identifizieren können: engagiert, zuverlässig, verantwortungsvoll, motivierend, kreativ, familiär, freundlich, sorgfältig oder kundenorientiert.
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Bei einigen Stellenausschreibungen ist klar, dass eine wahre Flut an Bewerbern darauf reagieren wird. Dann werden Bewerber, die auch nur ein kleines bisschen von den Vorgaben abweichen, schnell ausgesiebt. Zu alt, zu wenig Erfahrung, zu wenig Qualifikation - und zack, man ist raus aus dem Verfahren. Tipp: Wer bei einer solchen Stelle auffallen will, muss sich besonders viel Mühe bei der Bewerbung geben (oder sehr kreativ vorgehen). Weitere Möglichkeiten wären, Initiativbewerbungen zu verfassen, um sich abzuheben.
Unternehmen, die mehr weibliche Bewerber ansprechen wollen, sollten daher mehr auf die Feinheiten ihrer Sprache achten, so die Analyse. Die eher Männer ansprechende Formulierung "Wir suchen ein ambitioniertes und leistungsstarkes Teammitglied" könnte beispielsweise leicht verändert werden in: "Wir suchen ein engagiertes und talentiertes Teammitglied."
Auch weiblich formulierte Jobtitel oder eine gezielt weibliche Bildauswahl sorgen dafür, dass sich Bewerberinnen stärker angesprochen fühlen. Zudem können sich Unternehmen im Werben um weibliche Kandidaten auch inhaltlich mehr Mühe bei Stellenanzeigen geben. So zeigt die Umfrage, dass Frauen in Jobanzeigen gerne schon mehr konkrete Informationen sehen möchten als Männer. Dazu zählen etwa Angaben zu flexiblen Arbeitszeiten, aber auch zur Unternehmenskultur und den Werten des Arbeitgebers.