Tarifmodell Auf neuen Wegen: Projekt «5000 x 5000» startet durch

Es geht auch anders: Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit setzt VW auf das Tarifmodell «5000 x 5000». Neue Jobs sollen geschaffen und Arbeitslose eingestellt werden.

Am kommenden Montag startet in Wolfsburg das vieldiskutierte Tarifmodell «5000 x 5000» durch. Die Geburt des Ende 1999 erstmals vorgestellten Modellprojekts war nicht leicht: Über die Ziele waren sich IG Metall, Betriebsrat und Volkswagen zwar schnell einig, neue Jobs für Arbeitslose sollten geschaffen werden. Allerdings wurde das Pilotprojekt erst nach zähen Verhandlungen über Arbeitszeiten und Entlohnung im zweiten Anlauf am 28. August 2001 besiegelt.

Für 5000 DM, 5000 neue Jobs

Ohne das Projekt «5000 x 5000» aus der Ideenschmiede von VW- Vorstand Peter Hartz hätte das Unternehmen den neuen Compakt-Van in einem Billiglohnland produzieren müssen. Nun bauen Beschäftigte in Wolfsburg das neue Serienauto in der VW-Tochtergesellschaft Auto 5000 GmbH. Sie alle erhalten einen fixen Monatslohn von 2556 Euro. Weitere 1500 Mitarbeiter sollen später zu gleichen Bedingungen in Hannover einen Minibus fertigen.

Wie viel Arbeitslose bisher tatsächlich durch «5000 x 5000» einen neuen Job gefunden haben, will VW erst noch bekannt geben. Die griffige Formel stammt noch aus Zeiten der D-Mark: Für je 5000 DM werden 5000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Für Hartz ist das Modell Teil seiner Vision, die Arbeitslosigkeit in Wolfsburg mit verschiedenen Projekten zu bekämpfen.

Flexible 35-Stunden-Woche

Strittig waren im Vorfeld aber vor allem die flexiblen Arbeitszeiten: Insbesondere gegen die von VW angepeilten bis zu 48 Wochenstunden bei Bedarf hatte sich die IG Metall, die an anderen Orten um eine Arbeitszeitverkürzung kämpfte, vehement gewehrt. Schließlich einigte man sich auf eine 35-Stunden-Woche. «Die ist allerdings sehr flexibel über das ganze Jahr zu verteilen. Auch der Samstag kann mit eingebunden werden», sagt der Sprecher der IG Metall-Bezirksleitung in Hannover, Jörg Köther. Aber er betont: «Durch die endlosen Debatten des Tarifkonflikts wurde oft übersehen, dass wir mit dem Grundsatz des Modells höchst einverstanden sind.»

morgenstern

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Ein weiter Knackpunkt war das Programmentgelt. Danach werden die Beschäftigten nicht nach Arbeitszeit, sondern für bestimmte Produktionsziele bezahlt. «Diesem Punkt haben wir die Giftzähne gezogen», erinnert sich Köther. Ursprünglich war zum Beispiel vorgesehen, dass die Beschäftigten unentgeltliche Mehrarbeit auch bei Fehlern leisten, für die sie nicht verantwortlich sind. Nun werden Überstunden auf einem Zeitkonto gutgeschrieben.

Vorbild für andere Tarifverträge

Außerdem handelte die Gewerkschaft aus, dass das Jahreseinkommen zwar unter dem VW-Haustarif, aber garantiert nicht unter dem durchschnittlichen Niveau in der Metallindustrie liegen darf.

Parallel zum Abschluss des Tarifvertrages gründete VW im Sommer 2001 die Auto 5000 GmbH. Das Tochterunternehmen ist für die komplette Umsetzung des Modells zuständig. «Dazu gehört die Auswahl der Beschäftigten und ihre Qualifikation ebenso wie der Ausbau der Produktionshallen und die Arbeitsorganisation», erläutert Auto 5000-Sprecherin Natali Brandis.

Trotz anfänglicher Befürchtungen, der bis 2006 laufende Vertrag über das Modell «5000 x 5000» könne ein Dammbruch für andere Tarifverträge sein, ist der Abschluss für die IG Metall mehr als ein Kompromiss. «Er zeigt, ein Tarifvertrag ist kein Hindernis für neue Arbeitsplätze im Hochlohnland Deutschland», bilanziert Köther. Die Hoffnung, dass auch andere Unternehmen auf den Zug aufspringen, hat sich bislang jedoch nicht erfüllt.

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