Nicht nur die Vögel bauen im Frühjahr emsig an ihren Nestern, auch viele Deutsche putzen ihr Heim heraus. Vor Kurzem stand ich an der Baumarktkasse und sah mich eingepfercht zwischen proppenvollen Einkaufswagen. Hinter mir türmte sich Klickparkett Eiche, vor mir Laminat in Schiffsboden-Design. Das Laminat trug ein EU-Ecolabel, was mich gewundert hat: Kann Laminat nachhaltig sein?"
Mein erster Gedanke: Wirklich öko ist doch nur massives Parkett. Es besteht aus gewachsenem Holz, das in seinem Leben viel Treibhausgas aufgenommen hat und es im Leben nach dem Tod als Bodenbelag weiter zuverlässig speichert. Damit lag ich nicht falsch. Nur: Wer leistet sich noch Massivparkett? Fast alle, wie der Mann hinter mir, greifen zu Fertigparkett, das vergleichsweise billig und – klick-klick – leicht zu verlegen ist.
Fertigparkett ist aber nicht reine Natur, sondern – wie Laminat – Verbundmaterial. Viel Synthetik wie Kleber ist im Spiel. Als Grundträger dient eine Sperrholz-, Span- oder Faserplatte mit einem Gegenzugfurnier aus Nadelholz; darüber liegt das eigentliche Furnier aus dem Parkettholz, ab 2,5 Millimeter dick, je nach Preis und Qualität. Laminat baut ebenfalls auf einer Trägerplatte aus Holzfasern auf. Auf ihr klebt imprägniertes Fotopapier, das die gewünschte Holzstruktur zeigt. Das Papier wird zum Schutz mit einer durchsichtigen Kunstharzschicht übergossen.
Laminat hat keinen positiven Einfluss auf das Raumklima
Optisch sind die Bodenbeläge kaum mehr zu unterscheiden. Den Laminatherstellern ist es gelungen, die Oberflächenbeschaffenheit von Holzbrettern nahezu perfekt nachzubilden. Allerdings nimmt Laminat keinen positiven Einfluss auf das Raumklima. Holz – solange es nicht versiegelt ist – öffnet und schließt seine Poren, es lebt und atmet. Bei hoher Luftfeuchtigkeit nimmt es Wasserdampf auf, bei Trockenheit gibt es die Feuchtigkeit wieder ab. Laminat ist dagegen mausetot. Punkt für das Parkett.
Beim Thema nachhaltiges Material wird es schon schwieriger. Wenn Holzfasern oder Furniere für Laminat respektive Parkett nicht aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammen (wie in Deutschland üblich), ist schnell Schluss mit der Klimafreundlichkeit. Mancher Kunde glaubt, mit heimischen Hölzern wie Ahorn, Lärche, Eiche oder Robinie ökologisch nichts falsch machen zu können. Aber diese Bäume gedeihen auch in Kanada, Sibirien oder Rumänien.Teils werden sie mit großem Energieaufwand über Tausende Kilometer herbeigeschafft. Umweltschützer empfehlen, keine Ware zu kaufen, die nicht mindestens das FSC-Siegel der gemeinnützigen Organisation Forest Stewardship Council trägt. Es stellt recht zuverlässig die unbedenkliche Herkunft des Holzes sicher.
Parkett kann mehrfach geschliffen werden
Schaut man auf den preisumkämpften Massenmarkt, hat Parkett beim Klimaschutz in der Regel die Nase vorn. Eine Vergleichsstudie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass das Treibhauspotenzial von Laminat, also die CO2-Belastung über den gesamten Lebenszyklus, rund fünfmal so hoch ausfällt wie bei Parkett. Noch schlechter schneiden nur Teppiche ab. Die Studie, das muss man dazusagen, wurde im Auftrag des Deutschen Naturwerkstein-Verbands angefertigt. Aber sie beruht auf belastbaren Untersuchungen.
Laminatfreunde müssen deshalb nicht gleich verzweifeln. Was für die Masse gilt, muss nicht im Einzelfall stimmen. Unter den Herstellern ist ein Rennen um die nachhaltigsten, energiesparendsten Produkte in Gang. Wer nicht nur auf den Preis schaut, sondern auf Umweltsiegel wie FSC, EU Ecolabel oder Blauer Engel, kann auch mit Laminat das Klima schonen.
Für die Ökobilanz spielt auch die Haltbarkeit eine Rolle. Parkett kann man mehrfach schleifen, wenn es ausreichend dick ist, Laminat muss meist nach zehn Jahren raus. Ökotipp für die kalte Jahreszeit: Es lässt sich im heimischen Kamin verbrennen – wenn sich keine Klebereste oder andere Chemikalien daran befinden.