Hi, hipper, Laubenpieper: Der Kleingarten ist gefragt wie nie. Mehr als eine Million Schrebergärten gibt es in Deutschland - und es werden immer mehr. Vor allem junge Familien entdecken nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde (BDG) die Parzelle für sich. "Das Durchschnittsalter ist um etwa zehn Jahre gesunken", sagt Verbandssprecher Rolf Neuser.
Altersdurchschnitt sinkt
Nach Angaben des in Berlin ansässigen BDG lag der Altersdurchschnitt der Laubenpieper vor sechs Jahren noch bei 56 Jahren. "Inzwischen gibt es eine deutliche Verjüngung", sagte Neuser. "Wir haben sehr viele junge Familien mit zwei Kindern", berichtet Martina Dieleßner, Vereinsvorsitzende des Schrebervereins Leipzig- Lindenau. Der Zuspruch sei inzwischen wieder so groß, dass es teils Wartelisten gebe.
"Urlaubsreisen in den fernen Süden sind für junge Familien zunehmend unerschwinglich", sagt Neuser. Er geht davon aus, dass die Parzelle nach dem Wegfall der Eigenheimzulage noch begehrter wird. Zurzeit sei das Flächenangebot noch ausreichend, in ländlichen Regionen stünden auch Parzellen frei. "In Großstädten gibt es jedoch Wartelisten und es müssen längere Wege für den eigenen Garten hingenommen werden." Einst für arme Leute erfunden, kehrt die grüne Oase zu ihren Wurzeln zurück.
Gartenarbeit gegen Depressionen
"Möhrchen, Radieschen, Salat - es wird wieder Gemüse gepflanzt bis hin zum Kraut", schildert Vereinsvorsitzende Dieleßner ihre Beobachtung. Die Gartenarbeit gehört nach einer Studie des BAT- Freizeitforschungsinstituts in Hamburg für 43 Prozent der über 14-Jährigen heute zu den beliebtesten Hobbys. Nach einer Studie der amerikanischen University of Michigan baut der Mensch bei der Gartenarbeit Depressionen und Ängste schneller ab und fühlt sich friedlich und ausgeglichen. Beim bundesweit ersten Kleingärtnerkongress (24. bis 26. Juni) in Leipzig will sich auch der BDG diesem Thema widmen. Hier gründete 1864 der Lehrer Ernst Innocenz Hauschild zur Erinnerung an seinen gestorbenen Freund Daniel Gottlob Moritz Schreber den ersten Schreberverein mit Spielplätzen für Kinder und Beeten. Schon damals basierte die Idee auf medizinischen Erkenntnissen: Der Orthopäde Schreber hatte die Gartenarbeit als Ausgleich für einseitige körperlichen Belastungen gefördert.