Der Anbieter Stromio kündigte vor Weihnachten all seine Stromlieferverträge für die Marken "Stromio" und "Grünwelt Energie". Als Grund gab der Stromanbieter eine "historisch einmalige Preisentwicklung im Strom-Markt" an. Seit einigen Wochen sei man mit einer nie dagewesenen Preisexplosion an den europäischen Energiehandelsplätzen konfrontiert, hieß es in dem Schreiben. Die Ereignisse und ihre Folgen seien nicht vorauszusehen gewesen. Das Unternehmen aus dem rheinischen Kaarst teilte auf Anfrage der Deutschen Presseagentur schriftlich mit, dass es nicht insolvent sei. Branchenkenner gehen davon aus, dass mehrere hunderttausend Kund:innen von der Kündigung durch Stromio betroffen sind.
Keine Strom-Versorgungsunterbrechung für Kund:innen
Verbraucher:innen müssen keinen Stromausfall befürchten. Es gibt in solchen Fällen keine Versorgungsunterbrechung, wie die Verbraucherzentrale betonte. Der örtliche Grundversorger übernimmt die Stromlieferung zunächst als sogenannte Ersatzversorgung. Der Grundversorger ist immer das Unternehmen, das in einem bestimmten Netzgebiet die meisten Kund:innen beliefert. Meistens sind das die Stadtwerke. Die Vergleichsportale Check24 und Verivox richteten im Internet Seiten mit Hinweisen für Stromio-Kund:innen ein.
Stromio kündigte an, die Kundenbeziehung "sachgerecht" abwickeln zu wollen. "So werden wir im Rahmen der Endabrechnung Ihnen zustehende Guthaben sowie auch (zeitanteilig) Neukundenboni an Sie auszahlen", hieß es. Die Schlussrechnung soll innerhalb von sechs Wochen kommen. Das Unternehmen bat die Kund:innen, umgehend den Zählerstand zu notieren und dem Netzbetreiber mitzuteilen.
Anfang Dezember hatte ein Schwesterunternehmen von Stromio, das unter den Marken gas.de und Grünwelt Gas verkauft hatte, seine Gaslieferungen an Haushaltskund:innen eingestellt. Als Grund hatte die Firma ebenfalls eine "nie dagewesene Preisexplosion an den europäischen Energiehandelsplätzen" angegeben.
Die vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), die für die Stabilität des Stromnetzes zuständig sind, hatten zuvor ihre Verträge mit Stromio kurzfristig gekündigt. Dies wird unternommen, wenn etwa ein Stromanbieter nicht mehr so viele Strommengen liefert, wie er liefern müsste. Grund dafür könnten zum Beispiel die derzeit hohen Einkaufspreise im Großhandel sein, sofern der Anbieter keine langfristigen Strom-Lieferverträge abgeschlossen hat.
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Dutzende Energielieferanten beendeten Strom-Lieferung
Nach Angaben der Bundesnetzagentur haben im laufenden Jahr bislang 38 Energielieferanten (ohne Stromio) die Beendigung der Belieferung angezeigt. Zwölf davon haben ihre Lieferungen bereits eingestellt, darunter neulich erst Neckermann Strom, das nach eigenen Angaben Insolvenz anmeldete. Bei den übrigen sollte die Belieferung zum 31.12.2021 enden. Von den 38 Unternehmen lieferten sechs Strom und Gas, 28 nur Strom und 4 nur Gas. In den fünf Jahren zuvor haben insgesamt 97 Energielieferanten bei der Bundesnetzagentur die Beendigung der Belieferung angezeigt, die meisten (74) im Jahr 2017. 2020, 2019 und 2018 waren es jeweils fünf. Umgekehrt haben der Behörde seit 2016 insgesamt 471 Energielieferanten die Aufnahme von Lieferungen angezeigt.