Im Tarifstreit bei der Lufthansa liegen offenbar die Nerven blank. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) wirft dem Unternehmen vor, eine langfristig für den Dienstagnachmittag geplante Personalversammlung illegal zu behindern.
Das Unternehmen habe der Personalvertretung untersagt, die Veranstaltung wie geplant auf dem Lufthansa-Stützpunkt am Frankfurter Flughafen stattfinden zu lassen. "Wir werden trotzdem hingehen", erklärte VC-Sprecher Jörg Handwerg. Der Arbeitgeber müsse solche Versammlungen auch zu Streikzeiten auf seinem Gelände dulden.
Lufthansa begründete den Schritt damit, schwelende Konflikte zwischen einzelnen Mitarbeitergruppen nicht anfachen zu wollen. Man habe daher die Personalvertretung der Piloten gebeten, in einen von Lufthansa angemieteten Raum in einem Flughafenhotel auszuweichen. Es gehe nicht darum, die Veranstaltung zu behindern, sagte ein Sprecher.
150.000 Passagiere betroffen
Am Lufthansa-Drehkreuz Frankfurt herrschte am Dienstagmorgen meist Stillstand. Wie auch in München hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit ihren Kurzstrecken-Streik vom Vortag auf alle Lufthansa-Flüge inklusive der Fernverbindungen ausgeweitet. Der Ausstand sollte bis Mitternacht andauern. Die Frachtsparte Lufthansa Cargo reagierte insbesondere mit Flugverlegungen auf die Streikdrohung, komplett absagen musste sie nach Firmenangaben keinen Frachtflug.
Lufthansa hat wegen der mittlerweile neunten Streikwelle nach eigenen Angaben von Montag bis Mittwoch knapp 1400 Flüge gestrichen. Betroffen sind rund 150.000 Passagiere. Der Ersatzflugplan werdeplanmäßig abgeflogen und an den Terminals sei es entsprechend ruhig, erklärte ein Unternehmenssprecher. Ziel sei ein schneller Neustart des gesamten Netzes nach Streikende. Flüge der Lufthansa-Tochter Germanwings sowie der Konzerngesellschaften Swiss, AUA und Brussels Airlines sind von dem Streik nicht betroffen.