Die Piloten der Lufthansa erhöhen mit einer Ausweitung ihres Streiks den Druck auf die Konzernleitung. Nach der Kurz- und Mittelstrecke legen die Flugzeugführer seit dem frühen Dienstagmorgen auch die Arbeit auf Interkontinentalverbindungen nieder.
Antworten auf die wichtigsten Fragen von Fluggästen.
Wann und wo wird gestreikt?
Nach Angaben der Vereinigung Cockpit (VC) sollen von Montag um 12 Uhr bis Dienstag um Mitternacht die Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt werden. Ab Dienstag in der Zeit von 3 Uhr bis Mitternacht sind auch Langstrecken- und Frachtflüge vom Ausstand der Piloten betroffen. Am Mittwoch dürfte noch mit Behinderungen des Luftverkehrs zu rechnen sein.
Welche Flüge sind vom Streik nicht betroffen?
Alle von der Tochtergesellschaft Germanwings betroffenen Flüge sind ausgenommen, also auch Flüge mit LH-Flugnummer, die mit dem Zusatz ("operated by Germanwings") versehen sind. Zu den Strecken von Germanwings zählen viele innerdeutsche Verbindungen und Europa-Flüge, die nicht über die Drehkreuze Frankfurt und München führen.
Wo kann ich mich informieren, ob mein LH-Flug stattfindet?
Passagiere können sich auf der Homepage der Lufthansa unter Flugstatus informieren. Außerdem sind die annulierten Flüge auf einer Sonderseite aufgelistet, und die Airline verschickt automatische Benachrichtungen an registierte Kunden.
Gibt es einen Sonderflugplan?
Ja, denn trotz der Streikmaßnahmen sieht der Sonderflugplan der Lufthansa für Montag und Dienstag rund 1450 von 2800 - und damit über 50 Prozent - aller geplanten Flüge vor.
Kann ich meinen bestreikten Flug umbuchen?
Passagiere, die von einer Flugstreichung betroffen sind, können ihren Flug unabhängig vom Tarif kostenfrei auf ein anderes Datum umbuchen oder stornieren. Lufthansa hat 56.000 Kunden per SMS und 30.000 Kunden per E-Mail vorab über die Änderungen ihrer Flüge informiert.
Kann ich mit einem Flugticket in den ICE steigen?
Innerhalb Deutschlands reisende Fluggäste können alternativ den Zug nehmen, müssen ihr Ticket dafür aber am Check-in-Automaten, am Lufthansa-Schalter oder im Internet gegen einen Reisegutschein für die Deutsche Bahn tauschen. Damit können Betroffene direkt in den Zug einsteigen. Bei internationalen Zugverbindungen müssen die Reisegutscheine vor Fahrtantritt noch in einem DB-Reisezentrum oder einer DB-Agentur gegen eine Fahrkarte eingetauscht werden.
Habe ich bei Streik Anspruch auf eine Entschädigung?
Laut EU-Verordnung Nr. 261/2004 haben Passagiere bei Annullierung, Überbuchung oder Verspätung ab drei Stunden Anspruch auf eine Entschädigung von bis zu 600 Euro, aber nur, wenn keine "außergewöhnlichen Umstände" vorliegen. Der Bundesgerichtshof hat jedoch entschieden, dass Streiks als außergewöhnlicher Umstand gelten. Daher besteht kein Anspruch auf eine Ausgleichszahlung.
Warum streiken die Piloten?
Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft Cockpit und der Fluglinie waren in der Nacht zum Samstag erneut gescheitert. Gestritten wird vor allem um die Übergangsversorgung für die rund 5400 Piloten im Konzern. Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die Piloten wehren sich dagegen.
Wie oft haben die Piloten in diesem Jahr schon gestreikt?
Der Arbeitskampf erstreckt sich bereits über viele Monate. Der Konflikt sei der "härteste Arbeitskampf in der Geschichte der Lufthansa", so der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr. Zuletzt war im Oktober bei der Lufthansa gestreikt worden.
Seit April mussten durch neun Streikwellen knapp 6000 Flüge wegen Arbeitsniederlegungen der Flugkapitäne gestrichen werden. Die Kosten für alle Streiks seit Jahresbeginn - darunter auch Ausstände von Beschäftigten an den Flughäfen - bezifferte das Unternehmen auf bislang rund 170 Millionen Euro.