Adidas Katerstimmung vor dem Fußballfest

Die Übernahme des US-Konkurrenten Reebok belastet die Bilanz des Sportartikelherstellers Adidas. Doch im Jahr der Fußball-WM ist man optimistisch - unabhängig vom Abschneiden der deutschen Mannschaft.

Es ist der bisher teuerste Neuzugang in der Firmengeschichte: 3,1 Milliarden Euro ließ sich Europas führender Sportartikelkonzern Adidas die Übernahme des bisherigen US-Konkurrenten Reebok kosten. Konzernchef Herbert Hainer plante den Angriff auf Weltmarktführer Nike. Doch nun droht Reebok den erfolgsverwöhnten Herzogenaurachern die Partylaune ausgerechnet im WM-Jahr ein wenig zu vermiesen. Umsatzrückgänge, unscharfes Markenprofil, verunsicherte Händler - die Integration von Reebok wird möglicherweise schwieriger als erwartet.

"Eine solche Akquisition ist ein langfristiges Investment", sagte Hainer am Donnerstag. Trotz der aktuellen Schwierigkeiten berge Reebok großes Potenzial. Aber der Adidas-Chef wollte die Probleme mit der US-Marke auch nicht beschönigen. Minus 22 Prozent bei den Auftragsbeständen, sogar minus 30 Prozent bei Schuhen auf dem US-Markt - solche Zahlen lassen in der Herzogenauracher Konzernzentrale "World of Sports" die Alarmglocken klingeln.

Kein Vergleich mit dem Salomon-Kauf

"Wir werden eine Menge tun müssen, um Reebok wieder auf Kurs zu bringen", sagte Hainer. Schließlich will Adidas diesmal mehr Erfolg haben als mit der 1997 erworbenen Outdoor-Sparte Salomon, die im vergangenen Jahr wieder verkauft wurde. Für Hainer sind die beiden Fälle nicht vergleichbar: Im Outdoor- und Wintersport-Geschäft habe Adidas schließlich wenig Erfahrung gehabt. Dennoch kann es etwas dauern, bis die Wende bei Reebok geschafft ist. "Es braucht 18 Monate, um neue Produkte zu entwickeln und auf den Markt zu bringen", sagte Hainer. Man habe bereits "einige unser besten Experten" in die USA geschickt, um diesen Prozess zu beschleunigen.

Die aktuellen Probleme mit Reebok verdecken, dass Adidas erneut auf ein erfolgreiches Jahr zurückblickt. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 6,636 Milliarden Euro, der Konzerngewinn um 22 Prozent auf 383 Millionen Euro. In den USA, dem weltweit größten Sportartikelmarkt, schafften die Herzogenauracher endgültig die Wende und legten um 17 Prozent zu, in Asien sogar um 28 Prozent. Vergleichsweise bescheiden fiel das Wachstum mit drei Prozent in Europa aus.

Die Fußball-WM als Steilvorlage

Im laufenden Jahr wird (dank 2,8 Milliarden Reebok-Erlösen) erstmals an der Umsatzmarke von zehn Milliarden Euro kratzten. Der Gewinn soll erneut zweistellig steigen. Als offizieller Sponsor, Ausrüster und Lizenznehmer will Adidas dabei die Steilvorlage der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland nutzen. Mehr als zehn Millionen Exemplare des WM-Spielballs "Teamgeist" sollen verkauft werden, 1,5 Millionen Trikots und eine Million Lizenzprodukte. Das Fußballgeschäft soll um mindestens 20 Prozent auf erstmals mehr als eine Milliarde Euro zulegen.

Im Kampf um die Marktanteile im Fußballgeschäft sieht sich Adidas damit deutlich vor Nike positioniert. "Wir schätzen unseren Anteil auf annähernd 35 Prozent und damit um zehn Prozentpunkte vor unserem Hauptkonkurrenten", sagte Hainer. In Deutschland soll der Marktanteil im WM-Jahr auf über 50 Prozent ausgebaut werden. Die derzeit mäßigen Leistungen der deutschen Kicker werden darauf nach Hainers Überzeugung keinen negativen Einfluss haben. "Wir spüren eine große Begeisterung für die Weltmeisterschaft in Deutschland." Selbst wenn Jürgen Klinsmanns Team früh aus dem Turnier ausscheiden sollte - "wir haben die meisten Produkte bis dahin verkauft".

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Stephan Maurer/DPA