Der Autobauer Daimler fährt sein Engagement im Iran auf ein Minimum zurück und folgt damit dem Beispiel anderer deutscher Großkonzerne. "Die Politik der derzeitigen iranischen Führung gebietet es, unsere Geschäfte mit dem Iran auf eine neue Grundlage zu stellen", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Berlin. So werde sich der Stuttgarter Konzern von seiner Beteiligung an einer Tochter des Autobauers Iranian Khodro trennen. Zudem würden bis auf weiteres keine zivilen Trucks mehr an die Islamische Republik geliefert. Ein Komplett-Rückzug aus dem Iran ist nach Worten von Zetsche aber nicht geplant. Bestehende vertragliche Verpflichtungen würden erfüllt.
Die Ankündigung des deutschen Vorzeigekonzerns kommt zu einem politisch sensiblen Zeitpunkt. So hatte sich US-Präsident Barack Obama zum Abschluss des Atomgipfeltreffens in Washington für rasche UN-Sanktionen gegen den Iran ausgesprochen. Daimler ist der erste deutsche Autobauer, der angekündigt hat, sein Iran-Geschäft zurückzufahren. Unlängst hatten Münchner Rück und Allianz erklärt, sich aus dem Land zurückzuziehen. Siemens will keine Neuaufträge aus dem Iran mehr annehmen.
Die Aktionäre quittierten die Reduzierung des Iran-Geschäfts mit Applaus. Ansonsten gingen sie mit der Unternehmensführung nach dem abgelaufenen Krisenjahr hart ins Gericht. Vor allem die in der vergangenen Woche besiegelte strategische Partnerschaft Daimlers mit Renault und Nissan stieß bei vielen Kleinaktionären auf Kritik. Sie befürchten eine Beschädigung der Edelmarke Mercedes, wenn künftig bei kleineren Pkw-Modellen Motoren zum Einsatz kommen, die die Stuttgarter zusammen mit dem französischen Massenhersteller entwickeln oder der Stadtflitzer Smart auf einer gemeinsamen Plattform mit dem Renault-Twingo gebaut wird. "Die Allianz ist keine besonders prestigeträchtige Verbindung für Daimler, sondern eher eine Chance für den glanzlosen Hersteller Renault", sagte einer der Redner.
Alexander Dauensteiner von den Kritischen Daimler-Aktionären begrüßte die Kooperation zwar. "Sie ist aber auch eine Folge der völlig verfehlten Forschungsstrategie der letzten Jahre", kritisierte er. Daimler habe den Trend zu sparsamen Wagen verschlafen, fahre der Konkurrenz hinterher und sei nun auf Kooperationen angewiesen. Zetsche versuchte die Sorgen zu zerstreuen. "In Bezug auf Marken gehen wir keine Kompromisse ein." Die Allianz biete großes Synergiepotenzial.
Insgesamt blickt Daimler nach einem Milliardenverlust 2009 mit Zuversicht nach vorne, vor allem wegen der höheren Absatzzahlen der Pkw-Markengruppe Mercedes-Benz Cars im Auftaktquartal. Weiterhin werde im Gesamtjahr ein operatives Ergebnis (Ebit) von mehr als 2,3 Milliarden Euro angestrebt, bekräftigte Zetsche. Absatz und Umsatz würden steigen, aber noch immer deutlich unter dem Niveau des guten Jahres 2008 liegen.
Im vergangenen Jahr hatte Daimler einen Nettoverlust von 2,6 Milliarden Euro verbucht, da die Nachfrage nach teuren Oberklasse-Autos und Lkws in der Wirtschaftskrise eingebrochen war. Dass es deshalb für 2009 keine Dividende geben soll, stieß wider Erwarten auf keinen großen Protest der Aktionäre. Zetsche sprach von einer Ausnahme angesichts der desaströsen Zahlen. "Ich erwarte dafür keinen Beifall", sagte er. Die Streichung sei aber notwendig, weil damit das künftige Ausschüttungspotenzial verbessert werde. Für 2010 wolle Daimler wieder eine Dividende zahlen. Ziel bleibe eine Ausschüttungsquote von etwa 40 Prozent des Konzernergebnisses.