Wäre ein Zusammenschluss mehrerer großer deutscher Banken sinnvoll?
Das ist zunächst ein reines Gedankenspiel. Aber es macht Sinn. Gerade in Bezug auf die langfristige Vermögensplanung und Altersvorsorge ist eine Kombination aus Versicherungsgesellschaft Allianz beziehungsweise Dresdner Bank, Commerzbank und Postbank sehr attraktiv. Insbesondere die Kunden der Postbank sind bisher sehr einproduktbezogen - die Produktpalette könnte man dort auf noch viele weitere Produkte erweitern.
Welche Auswirkungen hätte eine solche Fusion auf den Markt?
Der Wettbewerb würde sich verschärfen. Deutschland hätte eine zweite, international ernst zu nehmende Finanzinstitution - neben der Deutschen Bank. Das würde auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken stark tangieren. Denn dieses Institut wäre insbesondere im Vertrieb mit privaten Kunden recht aktiv.
Zur Person
Wolfgang Gerke lehrt als Professor für Banken- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg. Außerdem ist er Forschungsprofessor am Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.
Wäre ein Zusammenschluss ein Schutz vor der Übernahme deutscher Banken durch ausländische Konkurrenten?
Das ist völlig richtig. Dieses Institut wäre von der Kapitalkraft her so groß, dass es kaum Adressen gäbe, die in der Lage wären, eine solche Übernahme zu stemmen. Die Banken haben zurzeit international sowieso andere Sorgen.
Würde denn nicht auch Monopolmacht geschaffen?
Nein. Wenn man sich den internationalen Finanzmarkt anschaut, ist das eine große, aber keineswegs marktbestimmende Bank. Die Branche ist heute absolut international. Es würde keinerlei Monopolstellung entstehen.
Auch nicht national?
Nein, denn wir haben in Deutschland mit unserem Drei-Säulen-System einen sehr scharfen Wettbewerb. Diese Säulen sind private Kreditanstalten, Genossenschaftsbanken und Sparkassen.
Wie würden sich die Bankgebühren verändern?
Es gäbe keine direkten Auswirkungen. Eine einseitige Politik lässt sich im Markt gar nicht durchsetzen. Von daher würden die Kunden keine großen Veränderungen spüren. Dramatische Veränderungen könnte man höchstens auf der Mitarbeiterseite erwarten. Denn viele Positionen würden doppelt besetzt sein und Synergien liegen insbesondere im Personalbereich.
Was schätzen Sie, wie viele Stellen abgebaut würden?
Das kann ich nicht sagen. Der Prozess würde sich über mehrere Jahre hinweg erstrecken, zahlreiche Zweigstellen würden so geschlossen. Auf die Schnelle kann ich da aber keine seriösen Zahlen nennen.
Wie wahrscheinlich ist die Beteiligung der Deutschen Bank?
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Auch kartellrechtlich wäre das eine andere Dimension. Eine internationale Monopolgefahr gäbe es dennoch nicht. Aber eine solche sehr starke nationale Bank würde das Geschäft dominieren - gerade was den mittelständischen Markt angeht.
Was würde sich an dem Szenario ändern, wenn die Deutsche Bank sich beteiligen würde?
Das würde den privaten Bankenmarkt doch schon sehr stark auf zwei Institute konzentrieren: Auf Hypovereinsbank/Unicredit und die große deutsche Bank.