Die VW-Aktie ist nach der Ankündigung des Autobauers Porsche über Verkäufe zur Beruhigung der Kurs-Turbulenzen eingebrochen. Als Folge sank auch der Dax, der an den Vortagen wegen des großen Gewichtes der VW-Aktien nach oben geschnellt war, am Mittwochvormittag deutlich. Der Leitindex gab 2,4 Prozent auf 4707 Punkte ab. Die anderen Indizes profitierten hingegen von den sehr freundlichen Vorgaben. Der M-Dax gewann 5,3 Prozent auf 5127 Zähler, der Tec-Dax stieg um 4,6 Prozent auf 484 Punkte.
Aktien von Volkswagen brachen als einziger Dax-Verlierer um 43,15 Prozent auf 537,20 Euro ein. Die Deutsche Börse kündigte an, die Gewichtung des Unternehmens im Dax ab kommenden Montag auf 10 Prozent zu kappen. Beide Schritte - die Deckelung im Dax und Porsches Eingreifen - sollen die irrationale und von Spekulanten ausgelöste Kursentwicklung der VW-Aktie beruhigen. Porsche beabsichtige "je nach Marktlage Kurssicherungsgeschäfte in Höhe von bis zu fünf Prozent der VW-Stammaktien aufzulösen", erklärte Porsche.
Was sind Leerverkäufe?
Leerverkäufe sind Geschäfte, bei denen ein Spekulant auf einen sinkenden Kurs setzt und sich dafür gegen eine Gebühr Aktien ausleiht und verkauft. Fällt die Aktie wie erwartet, kann er sie später zu einem günstigeren Kurs einkaufen und zurückgeben. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Kaufpreis ist sein Gewinn. Steigt jedoch der Kurs - wie im Fall VW - bekommt der sogenannte Shortseller Probleme. Er muss sich auch zu höheren Preisen mit Aktien eindecken, um seinen Lieferverpflichtungen nachzukommen - und treibt damit den Kurs weiter in die Höhe. Shortseller werden für die Zuspitzung der Finanzmarktkrise mitverantwortlich gemacht.
Der Sportwagenbauer führte die Kurs-Turbulenzen auf die Geschäfte von Spekulanten zurück. Es lägen Informationen vor, nach denen Leerverkäufer, sogenannte Shortseller, zur Erfüllung ihrer Lieferverpflichtungen VW-Stammaktien kaufen müssten, teilte die Porsche-Holding mit. Die Leerverkäufer hatten offenbar auf fallende Kurse bei VW gesetzt und wurden von der umgekehrten Entwicklung überrascht.
Porsche weist Vorwürfe zurück
Der Konzern wies jegliche Verantwortung für die Marktverwerfungen zurück. Die kapitalmarktrechtlichen Vorschriften seien zu jeder Zeit beachtet worden, hieß es. "Porsche war während dieser Kursbewegungen nicht im Markt aktiv." Vorwürfe der Kursmanipulation durch Porsche entbehrten jeder Grundlage. Die Volkswagen-Aktie war am Dienstag zeitweise auf über 1.000 Euro stiegen und lag am Ende bei 900 Euro, gut 73 Prozent über dem Vortagswert. Auslöser der Rallye war die Ankündigung Porsches, seine Anteile noch weiter zu erhöhen und einen Beherrschungsvertrag anzustreben
Die Deutsche Börse stufte unterdessen die Gewichtung der VW-Aktie im Dax zurück. Die Kappungsgrenze beträgt ab kommenden Montag 10 Prozent im Leitindex, wie die Börse mitteilte. Der zweite VW-Großaktionär neben Porsche, das Land Niedersachsen, begrüßte den Schritt. Die Deutsche Börse passt regelmäßig den Dax an, zog aber die Entscheidung über VW vor. Bei Handelsschluss am Dienstag hatte der Konzern noch ein Gewicht von 27 Prozent im wichtigsten deutschen Börsenbarometer. Das hatte den Dax völlig verzerrt, weil der spekulative VW-Anstieg den gesamten Index nach oben zog, obwohl die Kurse vieler Dax-Unternehmen gesunken waren.
Niedersachsen will laut Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) seine gut 20-prozentigen Anteile an dem Wolfsburger Unternehmen behalten. Wenn das Land seine Aktien verkaufen würde, würde der Kurs ins Bodenlose stürzen, sagte der Ministerpräsident.