Dax-Konzerne Jobabbau trotz sprudelnder Gewinne

Von Julia Schlöpker
Deutsche Konzerne verdienen viel Geld, mehr Jobs entstehen dadurch aber nicht. Eine stern.de-Umfrage bei den Dax-Unternehmen ergab, dass 22.800 Arbeitsplätze gestrichen, aber nur 7700 neue geschaffen wurden.

Die guten Gewinne der deutschen Großkonzerne schlagen sich nur vereinzelt in zusätzlicher Beschäftigung nieder. Rund 22 800 gestrichenen Stellen bei den DAX 30-Unternehmen stehen nach einer stern.de-Umfrage bislang nur etwa 7700 neue Jobs gegenüber. Vor allem in der Autoindustrie werden weiter Arbeitsplätze abgebaut.

Bei der Volkswagen AG sank der Personalstand zwischen Januar und September um 3405 Stellen. Noch schneller hat sich Mitarbeiterkarussell bei DaimlerChrysler gedreht: Nach der Veräußerung des Off-Highway-Geschäfts fielen 7000 Arbeitsplätze aus der Statistik, weitere 9300 Mitarbeiter scheiden innerhalb eines Jahres aus. Aufwärts geht es für BMW. Der Automobilproduzent stellte 544 neue Leute ein.

Telekom entlässt 5100 Mitarbeiter

Bei mindestens sechs weiteren DAX-Konzernen wurden in Deutschland Arbeitsplätze gestrichen, alleine bei Siemens sank die Zahl der Angestellten von 16500 auf 16200. Eine bittere Pille für die Belegschaft der Bayer AG: Die Zahl der Vollbeschäftigten wurde um 712 Mitarbeiter auf 35716 reduziert, TUI entließ 400 im ersten Halbjahr. Bei BASF mussten 767 Mitarbeiter bis zum Ende des dritten Quartals gehen. Betriebsbedingte Kündigungen gab es nach Auskunft des Konzerns aber nicht. Personalabbau im größeren Stil betreibt die Deutsche Telekom. Rund 5100 der 167642 Beschäftigten scheiden aus.

Die Lufthansa setzte dagegen zum Höhenflug an: Sie meldete 1620 neue Kräfte und hatte im September 92303 Mitarbeiter an Bord. Im neuen Frankfurter Aviation-Center entstehen 2500 Arbeitsplätze. Ein Plus verkündeten die Commerzbank-Gruppe (+2612), die Linde AG (+444), Fresenius Medical Care AG (+ 170) und die Münchener Rück (+91) * Auch bei SAP (+145), Altana (+ 87) und Adidas (+252) zeigt das Beschäftigungsbarometer nach oben. Werden die veräußerten Firmen in der Bilanz berücksichtigt, schreiben auch Continental (+400) und MAN (+448) positive Zahlen.

* ohne Munich ReAmerica, ERGO, MEAG und weitere Beteiligungen

Postbank hat 9240 Mitarbeiter mehr

Konstante Zahlen meldeten sieben DAX-Unternehmen. Keine oder nur geringfügige Veränderungen verzeichneten die Deutsche Bank, die Deutsche Börse, E.ON, die Henkel KG, Hypo Real Estate Group, Infineon und RWE. Übernahmen ließen die Mitarbeiterzahl bei Metro (+10000 durch den Kauf von Wal-Mart), Thyssen-Krupp (+ ca. 4000) und Allianz (+5107) steigen. Stark zugelegt hat die Deutsche Postbank, nicht nur an der Börse. Der Großeinkauf von 850 Filialen der Deutschen Post AG sowie der BHW Holding AG bescherte dem DAX-Unternehmen einen überproportionalen Anstieg um 9240 auf nun 21960 Beschäftigte.

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