Die dapd nachrichtenagentur GmbH und die dapd nachrichten GmbH haben am Dienstag Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Weitere sechs dapd-Gesellschaften werden am 4. Oktober folgen, wie das Unternehmen in Berlin mitteilte. Als Grund wurde Zahlungsunfähigkeit angegeben. Zum alleinigen Geschäftsführer der betroffenen Gesellschaften wurde Wolf von der Fecht bestellt, Partner der Düsseldorfer Sozietät Metzeler von der Fecht.
Von den Anträgen seien 299 der 515 Mitarbeiter der dapd-Gruppebetroffen, sagte ein Sprecher Fechts. "Er wird nun die Grundlagen einer Restrukturierung prüfen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", fügte er hinzu. Alle übrigen 18 Gesellschaften der dapd-Gruppe sowie die dapd media holding AG seien davon nicht berührt.
Fecht habe bis Ende November Zeit, um die Perspektiven für die dapd Nachrichtenagentur und dapd Nachrichten als Allein-Geschäftsführer auszuloten. Das Tagesgeschäft soll fortgeführt werden. Miteigentümer Martin Vorderwülbecke werde an der Spitze der Muttergesellschaft dapd media holding bleiben, Cord Dreyer scheidet als Geschäftsführer aus, soll aber als Chefredakteur "beratend" tätig bleiben.
Auf die Expansion folgt die Pleite
Die Insolvenz kommt überraschend. In letzter Zeit hatte der Konkurrent des Marktführers Deutsche Presse-Agentur (DPA) sein Angebot stark ausgeweitet und Mitarbeiter eingestellt. Erst im vergangenen Jahr startete dapd einen kostspieligen Sport-Dienst. Zuletzt hatte dapd das Frankreich-Geschäft ausgebaut. Die Eigentümer Vorderwülbecke und Peter Löw hatten vor rund zwei Jahren angekündigt, dass die Expansion noch auf Jahre hinaus hohe Beträge erfordern werde. Für das abgelaufene Jahr gibt der Sanierer den Umsatz der Gruppe mit 32 Millionen und deren Gewinn mit einer Million Euro an. "Das neue Insolvenzrecht bietet Chancen, die wir gemeinsam nutzen werden, um für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter zukunftsfähige Lösungen zu finden", erklärte Vorderwülbecke.
Die dapd blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die Agentur wurde als Überbleibsel des deutschen Ablegers der US-Nachrichtenagentur UPI Anfang der 70er Jahre unter dem Namen Deutscher Depeschendienst (ddp) gegründet. Später kam sie zur ProSieben-Gruppe und fusionierte mit der ehemaligen DDR-Agentur ADN. 1983 und 2004 war ddp schon zweimal in Insolvenz gegangen. 2004 wurde die Agentur von der Beteiligungsgesellschaft Arques übernommen, die damals unter der Führung der heutigen Privatgesellschafter Vorderwülbecke und Löw stand. Ende 2009 übernahm sie den deutschen Dienst der amerikanischen Associated Press (AP) und benannte sich daraufhin in dapd um.