300 Mitarbeiter betroffen Nachrichtenagentur dapd ist pleite

Zuletzt weitete die dapd ihr Angebot stark aus, stellte Mitarbeiter ein und startete einen kostspieligen Sportdienst. Nun meldete die Nachrichtenagentur überraschend Insolvenz an.

Die deutsche Nachrichtenagentur dapd ist pleite. Das Unternehmen habe beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg ein Insolvenzverfahren beantragt, teilte die in Berlin ansässige Agentur am Dienstag mit. Der Düsseldorfer Anwalt Wolf von der Fecht soll nun die zahlungsunfähige dapd sanieren. Von dem finanziellen Kollaps seien rund 300 der gut 500 Beschäftigten der dapd-Gruppe betroffen, sagte ein Sprecher Fechts. "Er wird nun die Grundlagen einer Restrukturierung prüfen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", fügte er hinzu.

Fecht habe bis Ende November Zeit, um die Perspektiven für die dapd Nachrichtenagentur und dapd Nachrichten als Allein-Geschäftsführer auszuloten. Das Tagesgeschäft soll fortgeführt werden. Miteigentümer Martin Vorderwülbecke werde an der Spitze der Muttergesellschaft dapd media holding bleiben, Cord Dreyer scheidet als Geschäftsführer aus, soll aber als Chefredakteur "beratend" tätig bleiben.

dapd weitete Angebot stark aus

Die Insolvenz kommt überraschend. In letzter Zeit hatte der Konkurrent des Marktführers Deutsche Presse-Agentur (dpa) sein Angebot stark ausgeweitet und Mitarbeiter eingestellt. Erst im vergangenen Jahr startete dapd einen kostspieligen Sport-Dienst. Zuletzt hatte dapd das Frankreich-Geschäft ausgebaut. Die Eigentümer Vorderwülbecke und Peter Löw hatten vor rund zwei Jahren angekündigt, dass die Expansion noch auf Jahre hinaus hohe Beträge erfordern werde. Für das abgelaufene Jahr gibt der Sanierer den Umsatz der Gruppe mit 32 Millionen und deren Gewinn mit einer Million Euro an. "Das neue Insolvenzrecht bietet Chancen, die wir gemeinsam nutzen werden, um für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter zukunftsfähige Lösungen zu finden", erklärte Vorderwülbecke.

Die dapd blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die Agentur wurde als Überbleibsel des deutschen Ablegers der US-Nachrichtenagentur UPI Anfang der 70er Jahre unter dem Namen Deutscher Depeschendienst (ddp) gegründet. Später kam sie zur ProSieben-Gruppe und fusionierte mit der ehemaligen DDR-Agentur ADN. 1983 und 2004 war ddp schon zweimal in Insolvenz gegangen. 2004 wurde die Agentur von der Beteiligungsgesellschaft Arques übernommen, die damals unter der Führung der heutigen Privatgesellschafter Vorderwülbecke und Löw stand. Ende 2009 übernahm sie den deutschen Dienst der amerikanischen Associated Press (AP) und benannte sich daraufhin in dapd um.

Reuters
kave/Reuters