Deutsche Wirtschaft Marktforscher machen Hoffnung

Gute Nachrichten für Deutschlands Wirtschaft: Die Stimmung hellt sich auf, sagt das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung. Andere Marktforscher gehen sogar noch weiter und prognostizieren: Ein Ende der Talfahrt ist in Sicht.

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend deutlich aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 87,3 Zähler von 85,9 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung am Freitag mitteilte. Das ist bereits der vierte Anstieg in Folge. Analysten hatten lediglich mit einem Anstieg auf 86,5 Zähler gerechnet. Die 7000 befragten Unternehmen bewerteten sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für das nächste halbe Jahr besser.

Optimismus verbreitet auch eine andere Umfrage: Für die deutsche Wirtschaft ist demnach nach mehr als einem Jahr Rezession ein Ende der Talfahrt in Sicht. Sowohl die Industrie als auch die Dienstleister näherten sich im Juli der Wachstumsschwelle, wie die am Freitag vorgelegte Erhebung der Marktforscher von Markit unter hunderten Unternehmen ergab. "Besonders die Industrie profitiert von der wieder anziehenden Weltwirtschaft und baut ihre in der Krise geleerten Lager wieder auf", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Allerdings werde dies der Wirtschaft möglicherweise nur vorübergehend Auftrieb geben.

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe schnellte angesichts einer annähernd stabilen Auftragslage um 4,3 auf 45,2 Zähler in die Höhe. Einen derart starken Anstieg des Industriebarometers hat es seit Beginn der monatlichen Umfragen 1998 noch nicht gegeben. Damit erreichte das Barometer den höchsten Wert seit zehn Monaten. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 42 Punkte erwartet. Bei den Dienstleistern lief es noch besser: Der entsprechende Markit-Index stieg um 3,2 auf 48,4 Zähler und liegt damit nahe der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Auch hier wurde ein Zehnmonatshoch erreicht.

Die Industrie hatte zuletzt drei Monate in Folge steigende Aufträge gemeldet. Produktion und Exporte zogen ebenfalls an. Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt mit 3,8 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Einführung dieser Statistik 1970. Für das Frühjahrsquartal sagen von Reuters befragte Experten im Schnitt ein Minus von 0,4 Prozent voraus. Das Wirtschaftsministerium hält sogar eine "schwarze Null" für möglich.

In der Industrie macht insbesondere die verbesserte Auftragslage Hoffnung: Die Rückgänge bei den Neuaufträgen fielen so niedrig aus wie seit August 2008 nicht mehr. Der Teilindex für die Produktion sprang um 7,1 Zähler auf 49,5 Punkten - das ist der höchste Stand seit einem Jahr. Dennoch baute der Sektor weiter Arbeitsplätze ab. Anders die Dienstleister: Hier nahm die Stellenzahl sogar leicht zu.

Reuters
Reuters