Die anhaltende Dürre in Deutschland macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt. Die Bauern ernteten mit 46,5 Millionen Tonnen gut elf Prozent weniger Getreide als im Rekordjahr 2014. Die Rapsernte lag bei unter fünf Millionen Tonnen. Auch der Obst- und Gemüseanbau litt unter der Dürre, wie der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin" sagte
Landwirtschaft: Bis zu 50 Prozent Ernteausfall
Im äußersten Süden Baden-Württembergs und Bayerns sowie in Schleswig-Holstein hätten die Bauern eine ordentliche Ernte einfahren können, sagte Rukwied. Im übrigen Land sei die Ernte wegen der starken Trockenheit jedoch deutlich unterdurchschnittlich ausgefallen. Schon kleine Unterschiede bei der Wasserversorgung hätten große Folgen auf die Landwirtschaft. In manchen Regionen Deutschlands müssten die Landwirte "40 bis 50 Prozent Einbußen hinnehmen". Immerhin könnten sich die Getreidebauern über eine sehr gut Qualität freuen, räumte der Bauernpräsident ein.
Die Trockenheit im Frühjahr hinterließ vor allem beim Winterweizen Spuren, aber auch bei Roggen und Sommergeste: Der Winterweizen liegt zwölf Prozent, Wintergerste knapp sechs Prozent unter dem Vorjahr. Der Anbau der Sommergerste erhöhte sich zwar, doch die Erntemenge liegt fast fünf Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Auch die Roggenernte schrumpfte um 15 Prozent.
Verbrannte Weiden und fehlender Graswuchs
Unter der anhaltenden August-Trockenheit leiden laut DBV nun Mais und Zuckerrüben. Hier sowie beim Grünland und beim Futteranbau gebe es schon "irreparable Schäden". Die Versorgung von Kühen und Rindern bereite den betroffenen Tierhaltern "große Sorge", sie müssten wegen regelrecht verbrannter Weiden und fehlendem Graswuchs Futter dazukaufen und zu früh an ihre Wintervorräte gehen.
Bei der Apfelernte erwarten die Bauern demnach ein Minus von 21 Prozent, auch die Kirschernte sei im Schnitt um fünf Prozent niedriger ausgefallen. Hingegen werde die Birnenernte um zwei Prozent höher ausfallen als 2014.
Auch die Kartoffelernte werde wegen der Hitze und Trockenheit geringer ausfallen als im Vorjahr, obwohl die Äcker vielfach beregnet worden seien, teilte der Bauernverband weiter mit. Nach den sehr niedrigen Preisen wegen der Rekordernte 2014 habe der Preis für Frühkartoffeln in der nun abgelaufenen Saison deutlich höher gelegen.
Höhere Verbraucherpreise?
Die Verbraucherpreise müssten aus Sicht der Bauern steigen, da die Bauern nicht nur die höheren Kosten durch den Mindestlohn für Erntehelfer, sondern auch die höheren Bewässerungskosten tragen müssten.
"Massiv getroffen" worden sei die deutsche Landwirtschaft auch von den westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Konflikts, sagte der Bauernpräsident weiter. Die Exporte seien um 50 Prozent eingebrochen, was 600 bis 700 Millionen Euro im Jahr an Wertschöpfung koste. "Das tut sehr weh." Außerhalb der Europäischen Union sei Russland neben der Schweiz und den USA bislang das größte Exportland gewesen.