Die Finanzkrise der Kirch-Gruppe sorgt nun auch in der Bundesliga für wachsende Unruhe. Nach einem »Fußball-Gipfel« von Liga-Managern und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement sagte der SPD-Politiker der »Bild am Sonntag«, dass ohne die Kirch-Überweisungen aus den Fernsehrechten etwa die Hälfte aller Bundesligaclubs in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen werden. Allerdings gehen die Liga-Manager davon aus, dass die am Freitag fällige Rate von 100 Millionen Euro pünktlich überwiesen wird.
Bisher alle Zahlungen pünktlich
Der SPD-Politiker betonte: »Die Vertreter der Liga haben versichert, dass zurzeit kein Handlungsbedarf besteht, da bisher die Kirch-Gruppe allen ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber der Liga für die Fernsehübertragungsrecht nachgekommen ist«. Er hofft, dass die Liga-Manager mit ihrer optimistischen Einschätzung Recht behielten und die Politik nicht eingreifen muss.
Schröder und Stoiber informiert
Bundeskanzler Gerhard Schröder ist laut Clement ebenfalls besorgt, wie sich die Finanzkrise der Kirch-Gruppe auf die Bundesliga auswirkt. Clement hob hervor, dass er auch den Unions-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber nach dem Treffen informiert hat. »Ich bin überzeugt, dass Herr Stoiber genauso wie ich an der Sicherung des Standards unseres Fußballs interessiert ist. Da ziehen wir an einem Strang«, erklärte Clement.
Forderung nach Risikoszenarien
Der Manager von Borussia Dortmund, Michael Meier, sagte nach dem Gipfel, dass es angesichts der Probleme bei Kirch an der Zeit ist, Risikoanalysen und mögliche Szenarien auszuarbeiten. Ähnlich äußerte sich sein Kollege von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund. Was nichts anderes heisst, als dass sich die Clubs langsam überlegen, was sie machen sollen, wenn die Zahlungen ausbleiben.
Nervosität wächst
Der Kirch-Konzern ist einer der Haupt-Geldgeber der Fußball-Bundesliga. Das Unternehmen hatte sich im Mai 2000 für drei Milliarden Mark für vier Jahre vom Deutschen Fußball-Bund die Bundesliga-Übertragungsrechte gesichert. Bayer-O4-Manager Calmund hatte vor dem Treffen betont, es sei jetzt die Sorgfaltspflicht der Bundesliga-Verantwortlichen, mit der Politik und mit den Banken zu sprechen. »Jetzt muss man mal genau hinhören.« Allerdings war Kirch bis jetzt ein guter Partner und hat »bisher alles 100-prozentig erfüllt«.
Auch EM.TV betroffen
Unterdessen sagte EM.TV-Vorstandschef Werner Klatten der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«, dass sein Unternehmen alle Anstrengungen unternehmen wird, dem Strudel um die Kirch-Gruppe zu entgehen. »Der größte und gefährlichste Aspekt ist unsere Formel-1-Beteiligung von 16,7 Prozent.« Da die Anteile als Sicherheit für Kirch-Kredite verpfändet sind, wären sie im Falle seiner Zahlungsunfähigkeit vermutlich wertlos, befürchtet Klatten.
Klatten kommt unter Zeitdruck
»Ich kann daher in Wirklichkeit nur an Kirch verkaufen. Deswegen müssen wir seinen Bewegungsspielraum nützen, um das Geschäft möglichst schnell über die Bühne zu bringen«, sagte Klatten weiter. Der Verkauf drängt dem Bericht zufolge nicht nur wegen der Schieflage bei Kirch, sondern auch, weil die Autohersteller angekündigt haben, ab 2008 einen eigene Rennserie in Konkurrenz zur Formel 1 zu starten.
Offene Kritik an Breuer
Klatten kritisierte zudem Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer, weil dieser Kirch die Kreditwürdigkeit abgesprochen hatte. »Das halte ich für völlig unzulässig und unverständlich. Ein Kunde muss sich auf die Verschwiegenheit seines Kreditinstituts verlassen können.«