Gesundheitsreform Zahnersatz kann für einige teurer werden

Kassenpatienten müssen sich ab 2005 auf neue Festzuschüsse beim Zahnersatz einstellen und in einigen Fällen mehr selbst zahlen. Bei bis zu 96 Prozent aller Kronen oder Brücken sollen die Kassen aber genauso viel zuschießen wie bisher.

Nach einer grundsätzlichen Einigung auf das neue System zeigten sich auch Krankenkassen und Sozialministerium zufrieden. Die Verbraucherinitiative Bundesverband warnte allerdings vor zusätzlichen Belastungen für Versicherte. Offen ist, ob die künftige Sonderversicherung nun teurer wird als erwartet. Mit der Gesundheitsreform waren zwei gravierende Änderungen für Zahnpatienten ab 2005 beschlossen worden: Die Ausgliederung der Leistung in einer Sonderversicherung, die sechs bis acht Euro kosten sollte. Und die Umstellung der bisher prozentualen Zuschüsse für Zahnersatz auf Fixbeträge je nach Befund. Auf Einzelheiten dieser Festzuschüsse einigten sich Kassen und Zahnärzte am Mittwochabend.

Leistungskatalog steht jetzt

Dabei wurde ein Katalog von 43 Befunden und die vorgesehene Standardbehandlung für Kassenpatienten festgelegt. Wenn zum Beispiel ein Backenzahn fehlt, ist der Standard eine Vollgusskrone aus Metall für 230 Euro. Danach richtet sich der Kassenzuschuss von 50 Prozent - oder 65 Prozent mit Vorsorgeheft. Mit dem Geld kann man aber auch eine teurere Variante wählen und mehr selbst bezahlen.

Damit habe der Patient mehr Wahlfreiheit und sei "der Gewinner", betonte der Chef der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigun (KZBV) Jürgen Fedderwitz am Donnerstag in Berlin. In vielen Fällen sei die Neuregelung günstiger als die alte. Deshalb gebe es keinen Grund, sich jetzt vor der Neuregelung noch schnell die Zähne machen zu lassen.

Herausnehmbare Prothesen statt Brücken

Allerdings räumte der Verband ein, dass es manchmal auch teurer wird. So sei es bei Reparaturen von Zahnersatz möglich, dass die Festbeträge nicht 50 Prozent der Kosten abdecken. Darüber hinaus wurden bisher in Einzelfällen beim Fehlen mehrere Zähne die beliebteren Brücken zur Hälfte bezahlt, künftig sind herausnehmbare Prothesen Standard. Auch entspricht der Kassenstandard oft nicht der Wunschvorstellung, wie KZBV-Vorstand Wolfgang Eßer zugab: So komme bei der Metallkrone in der Regel eine zahnfarbene Verblendung hinzu - auf Kosten des Patienten.

Vor der Einigung hatten die Krankenkassen den Zahnärzten vorgeworfen, sich bereichern zu wollen nach dem Motto: Der Standard der Festzuschüsse sollte möglichst niedrig sein, damit die Zahnärzte viele zusätzliche Leistungen privat abrechnen können. Nun erklärten die Spitzenverbände der Kassen, der Kompromiss sei "im Interesse der Versicherten eine gute Entscheidung". Sie müsse aber noch in einzelnen Punkten nachgebessert werden. Der endgültige Beschluss sei für 14. Juli vorgesehen.

8,50 Euro für die Zahnpolice

KZBV-Chef Fedderwitz betonte, die Kassen hätten sich mit ihrem Wunsch nach "Luxusversorgung" nicht durchgesetzt. Doch sei der jetzige Kompromiss teurer als der ursprüngliche Vorschlag der Zahnärzte. Deshalb werde die Zahnersatzversicherung wahrscheinlich nicht 6,50, sondern bis zu 8,50 Euro kosten. Das Sozialministerium begrüßte die Einigung grundsätzlich. Das Leistungsniveau bleibe damit gleich, sagte eine Sprecherin. Der Beschluss im Gemeinsamen Bundesausschuss muss dem Ministerium zur Genehmigung vorgelegt werden. (AP)

DPA