Die Regierungspläne haben bei Verbrauchern in Ost- und Westdeutschland höchst unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
Weil die Menschen im Westen nun die Konjunktur und ihre Einkommensaussichten deutlich pessimistischer einschätzten, sei das GfK-Konsumklima für Dezember auf 3,1 von revidiert 3,3 Punkte gesunken, teilte die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Montag mit. Im Osten hätten dagegen die Konjunkturskepsis wie auch die Sorge um die Einkommen abgenommen. Die Ostdeutschen hätten auch häufiger als zuletzt angegeben, dass die Zeit für größere Anschaffungen günstig sei. "Es sieht so aus, als hätten die Aussichten darauf, dass die Regierung aus einer großen Koalition heraus gebildet wird, eine insgesamt andere Wirkung auf die Verbraucher im Westen als auf die im Osten", folgerte die GfK aus ihrer November-Umfrage unter rund 2000 Bundesbürgern.
Die GfK verwies darauf, dass die Umfrage vor Ende der Koalitionsverhandlungen abgeschlossen wurde. "Die während der Koalitionsverhandlungen wachsende Gewissheit, dass eine Mehrwertsteuererhöhung ansteht, hat den Glauben der Verbraucher - insbesondere in den alten Bundesländern - an eine baldige Erholung der wirtschaftlichen Situation wieder ins Wanken gebracht", erklärte die GfK mit Blick auf den Rückgang der Konjunkturerwartungen um zehn auf minus 8,6 Punkte. In Ostdeutschland nahm dabei der Pessimismus aber etwas ab.
Auch das Ifo-Geschäftsklima und das ZEW-Konjunkturbarometer hatten größere Skepsis bei Firmen und Analysten belegt. Beobachter hatten daher mit einer schlechteren Verbraucherstimmung gerechnet.
Auch die Energiepreise haben Einfluss
Die Folgen der Koalition für das eigene Einkommen bewerteten Ost- und Westdeutsche unterschiedlich. Die geplante Mehrwertsteuererhöhung und die Kürzungspläne bei Pendlerpauschale oder Sparerfreibetrag hätten im Westen Spuren hinterlassen. "Die immer noch hohen Energiepreise tragen angesichts der bevorstehenden Winterperiode ihr Übriges dazu bei, dass gute Stimmung ausbleibt." Die Ostdeutschen blickten dagegen mit weniger Pessimismus auf ihre Einkommen. Insgesamt sanken die Einkommenserwartungen um 7,8 auf minus 12,9 Zähler.
Auch der Anstieg des Indikators für die Anschaffungsneigung um gut zwei auf minus 8,1 Punkte ging allein auf eine Verbesserung im Osten zurück. Immerhin blieb die Bereitschaft zum Kauf von Produkten wie Waschmaschinen im Westen stabil. Die GfK verwies darauf, dass zum Zeitpunkt der Umfrage wohl viele Menschen von einem früheren Termin für die für 2007 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer ausgegangen seien. Daher hätten es viele Befragte für angebracht gehalten, Käufe vorzuziehen.
Anders als bei den Konjunktur- und Einkommenserwartungen entwickelte sich die Anschaffungsneigung nach sozialen Schichten weiter auseinander. Während Studierende und Auszubildende ihre Kaufpläne zurückschraubten, planten vor allem Erwerbstätige mit höheren Einkommen mehr Anschaffungen.
Chancen auf gutes Weihnachtsgeschäft stehen schlecht
Insgesamt bleibt die Lage für Branchen wie den Einzelhandel der GfK zufolge aber angespannt. Die höhere Anschaffungsneigung deute keineswegs darauf hin, dass das Weihnachtsgeschäft brummen werde, erklärte die GfK. Ob die neue Regierung die notwendige Aufbruchsstimmung erzeugen könne, bleibe abzuwarten. Wirklich mehr konsumieren würden die Bürger aber ohnehin erst, wenn sich die Lage am Arbeitsmarkt merklich bessere.