Insolvenz Doch noch Rettungschance für Grundig?

Grundig-Vorstandschef Eberhard Braun und Insolvenzverwalter Siegfried Beck haben einem Zeitungsbericht zufolge dem türkischen TV-Hersteller Beko ein neues Übernahmeangebot gemacht.

Grundig-Vorstandschef Eberhard Braun und Insolvenzverwalter Siegfried Beck haben einem Zeitungsbericht zufolge dem türkischen TV-Hersteller Beko ein neues Übernahmeangebot gemacht.

Keine Stellungnahme von Grundig

Danach böten Braun und Beck eine Übernahme ohne Altlasten an, berichtet die "Welt am Sonntag" vorab unter Berufung auf Unternehmenskreise. Das fränkische Traditionsunternehmen hatte am Montag nach jahrelanger vergeblicher Investorensuche die vorläufige Insolvenz angemeldet. Nach Informationen der Zeitung sollen rund 150 Millionen Euro an Schulden bei den Gläubigerbanken hängen bleiben, etwa 200 Millionen Euro an Pensionsverpflichtungen für etwa 8000 Grundig-Rentner übernehme der Pensions-Sicherungsverein (PSV) in Köln. Bei Grundig war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erhalten.

Endgültige Insolvenz gegen Ende Juni

Das alles könne greifen, wenn Grundig endgültig Insolvenz anmelde, schreibt das Blatt weiter. Das dürfte Ende Juni der Fall sein, weil danach keine Gelder mehr vom Arbeitsamt und aus dem Massekredit für Lohnzahlungen zur Verfügung stünden. Das bedeute aber andererseits, dass Braun und Beck den Beko-Deal bis dahin im Wesentlichen in trockenen Tüchern haben müssten."„Zumindest sollte eine Lösung vorbereitet sein, sonst kriegen wir ein Problem. Denn anschließend müssten die Löhne aus der Masse bezahlt werden," zitierte die Zeitung einen Grundig-Manager.

Beko hat die aktuellsten Zahlen vorliegen

Zwar hätte sich nach dem Gang zum Insolvenzrichter auch der frühere Grundig-Interessent Sampo, ein Hersteller von Haushaltsgeräten aus Taiwan, wieder gemeldet, schreibt die Zeitung. Doch Braun und Beck hätten zuerst in Istanbul angeklopft. "Das lag nahe. Denn es macht deshalb am meisten Sinn, weil Beko das aktuellste Zahlenmaterial zu Grundig in Händen hält," zitierte das Blatt einen Grundig-Insider.

Banken habe Kredite nicht verlängert

Der im operativen Geschäft seit Jahren massiv Verluste schreibende Grundig-Konzern hatte lange nach einem finanzstarken Partner gesucht, um sein Überleben zu sichern. Mit Beko war vor rund zwei Wochen nach Sampo aber der zweite potenzielle Käufer innerhalb eines Monats abgesprungen. Die Banken hatten darauf Kredite nicht verlängert, Finanzkreisen zufolge ging es um über 200 Millionen Euro. Das Bankenkonsortium besteht aus der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der BayernLB und der öffentlichen Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA).

Übernahmevertrag mit Sampo war bereits unterzeichnet

Zu Jahresbeginn hatte noch alles danach ausgesehen, als ob Grundig endlich den ersehnten Investor gefunden hätte. In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten der Vorstand und das Management des taiwanischen Elektronikkonzerns Sampo einen Übernahmevertrag. Doch zwei Monate später platzte der Deal.

Grundig stand bereits mehrfach vor der Pleite. Stets konnte dann aber - meist unter Vermittlung des Freistaats Bayern - in letzter Minute eine rettende Lösung gefunden werden.