Bei der Hendlbraterei Wienerwald könnte schon bald die Küche kalt bleiben. Lange vor dem Erfolg der Fastfood-Ketten aus den USA zählte das vom «Hendl-König» Friedrich Jahn gegründete Traditionsunternehmen zu den Pionieren der Systemgastronomie in Deutschland. Zur Blütezeit kam die Wienerwald-Kette auf einen Milliardenumsatz in weltweit mehr als 1500 Betrieben. Doch schon seit Jahren waren die frischen Hendl vom Grill in den Restaurants mit österreichisch angehauchtem Landhausstil immer weniger gefragt.
Nach 15 mageren Jahren wollte ein neuer Besitzer noch einmal einen Neuanfang starten und der Kette zu altem Glanz verhelfen. Doch die Expansionspläne scheiterten. Das traditionsreiche Unternehmen musste wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag stellen. Wegen der schwachen Konjunktur und der Auswirkungen der Geflügelpest sei die geplante Wende misslungen, teilte die Wienerwald AG aus München mit. Der vorläufige Insolvenzverwalter führe den Geschäftsbetrieb erst einmal fort. Die von 'Hendl-König' Friedrich Jahn gegründete Restaurant-Kette steckte seit Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Von einer kleinen Wirtschaft in die große Wirtschaft
Der gelernte Koch Friedrich Jahn hatte 1955 im Münchner Stadtteil Schwabing mit der kleinen Wirtschaft 'Linzer Stüberl' die Wurzeln für sein späteres Imperium gelegt. Als Hühnerfleisch aus den USA besonders billig war, wurde aus dem 'Stüberl' der erste Wienerwald. Rasant folgten hunderte weitere Hähnchen-Restaurants, der umtriebige Unternehmer machte gute Geschäfte. Der Konzern wuchs zu einem internationalen Netz aus Gaststätten, Touristikunternehmen ('Jahn- Reisen') und Hotels. Spätestens mit der Expansion in die USA geriet das Imperium des schillernden Österreichers aber ins Wanken. 1982 musste Jahn Vergleich anmelden. Die Banken drängten ihn aus dem Unternehmen.
Der CSU-Mäzen und Duz-Freund von Franz Josef Strauß gab so schnell jedoch nicht auf. 1986 kaufte er die deutsche Wienerwald-Kette zurück, um sie zwei Jahre später an den britischen Konzern Grand Metropolitan weiter zu veräußern. Um den österreichischen Teil lieferte er sich einen schlagzeilenträchtigen Rechtsstreit. Auch wenn er sich von seinem Konzern am Ende trennen musste, blieb er bei der eigenen Speisenwahl konsequent. "Fast jeden Tag kommt noch ein Hendl auf den Tisch", sagte er nach seinem endgültigen Rückzug. Ende 1998 starb Friedrich Jahn im Alter von 74 Jahren.
Rettung übers Insolvenzplanverfahren?
Von der Insolvenz betroffen sind 38 Betriebe in Deutschland mit etwa 500 Mitarbeitern. Sie erzielten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 25,2 Millionen Euro. 35 Franchise-Nehmer kamen auf Erlöse in Höhe von gut 19 Millionen Euro. Die Zahl der Filialen war in den vergangenen Jahren bereits drastisch reduziert worden. Vorstand Alfons Buhr und die Insolvenzverwaltung hoffen, das Unternehmen über ein Insolvenzplanverfahren retten zu können. Die Sanierung sei bereits weit fortgeschritten. Die bekannte Marke solle erhalten bleiben.
Die Aktivitäten der Restaurant-Kette in Österreich und Deutschland war Anfang 2001 von der Bank Austria an eine Düsseldorfer Investorengruppe verkauft worden. Diese trennte sich schnell von den österreichischen Filialen und konzentrierte sich auf die Wienerwald-Aktivitäten in Deutschland. Die Investoren wollten unter anderem auf Angebote für Familien, Selbstbedienungs-Restaurants und einen Liefer-Service setzen. Innerhalb von drei Jahren sollte Wienerwald so wieder zu den zehn größten Gastronomiebetrieben aufsteigen. Zahlungskräftige Investoren wurden nun aber nicht rechtzeitig gefunden.