KIRCH-KRISE Bankenkonsortium verzichtet auf Springer-Beteiligung

Die Commerzbank gibt das Mandat zur Übernahme des Springer-Aktienpaketes an Kirch zurück. In Branchenkreisen wird nun damit gerechnet, dass das Paket der Deutschen Bank zufällt.

Der Verkauf der Axel Springer-Beteiligung der hochverschuldeten KirchGruppe an ein Bankenkonsortium ist in letzter Minute gescheitert. Die Commerzbank als Führerin des Konsortiums gab nach eigenen Angaben das Mandat zur Übernahme des 40-prozentigen Aktienpakets an der Axel Springer Verlags AG an Leo Kirch zurück. Die KirchGruppe wollte sich nicht dazu äußern.

In Branchenkreisen wird nun damit gerechnet, dass das Paket der Deutschen Bank zufällt. Um dies zu verhindern, hätten die Banken ursprünglich bis zum 12. Mai eine Lösung für die Übernahme des Pakets präsentieren müssen. Die Deutsche Bank hat mit der Springer-Beteiligung einen Kirch-Kredit in Höhe von 720 Millionen Euro besichert.

Die Deutsche Bank strebt nun nach eigenen Angaben eine Lösung im Einklang mit den Interessen des Verlagshauses an. »Wir bemühen uns um eine Lösung im Einklang mit den Interessen des Hauses Springer«, sagte Deutsche Bank-Pressesprecher Dierk Hartwig der dpa. Zu Details wollte sich Hartwig nicht äußern. Sollte das Paket nun der Deutschen Bank zufallen, wurden der KirchGruppe damit voraussichtlich mehrere Hundert Millionen Euro weniger zufließen als bei einer Übernahme durch andere Banken.

Eine Einigung mit Springer über die freie Verwertung der Aktien nach einer Haltefrist von 36 Monaten habe nicht erzielt werden können, erläuterte die Commerzbank die Entscheidung zur Rückgabe des Mandats. Es handelte sich um so genannte vinkulierte - nicht übertragbare - Aktien. Leider sei der Axel Springer Verlag nicht bereit gewesen, die Devinkulierung zu akzeptieren und so eine eigenständige Weiterverwendungsmöglichkeit zu eröffnen.

Springer-Beteiligung ist Filetstück der KirchGruppe

Springer-Sprecherin Edda Fels sagte dazu, von vornherein habe Klarheit darüber bestanden, dass die Vinkulierung unter keinen Umständen aufgehoben werde. Dieser Punkt habe nicht zur Diskussion gestanden. Die Banken hatten jedoch ursprünglich geplant, die Aktien maximal drei Jahre zu halten und dann an Börse zu bringen. Dieser Plan ist nun aber mit der Rückgabe des Mandats gescheitert. »Die Commerzbank bedauert dies, zumal alle sonstigen wichtigen Eckpunkte - insbesondere Preis, Zusammensetzung des Konsortiums sowie die Zustimmung der Formel 1 Banken - mittlerweile einvernehmlich geklärt waren«, heißt es in der Mitteilung der Commerzbank.

Im Februar hatte bereits die HypoVereinsbank Kirch 1,1 Milliarden Euro für das Paket angeboten, dann aber einen Rückzieher gemacht. Zuletzt war dann geplant, dass die Commerzbank rund 40 Prozent des Aktienpakets übernehmen sollte. An die Dresdner Bank sollten rund 30 Prozent gehen und rund 20 Prozent an die Bayerische Landesbank. Die übrigen Aktien sollte Friede Springer übernehmen.

Bereits vor der Absage war bekannt geworden, dass die KirchGruppe voraussichtlich wesentlich weniger Geld für ihre Beteiligung am Axel Springer Verlag erhalten wird als erhofft. Der Kaufpreis für die 40-prozentige Beteiligung an Springer werde unter 900 Millionen Euro liegen, hieß es von einer beteiligten Bank in Frankfurt. Zuletzt war von einem Preis von rund einer Milliarde Euro die Rede.

Die 40-prozentige Beteiligung am Axel Springer Verlag gilt als ein Filetstück der KirchGruppe. In dem weit verschachtelten Konzern gehört sie zur KirchBeteiligungen, die als einzige der drei Kirch-Bereiche bislang keinen Insolvenzantrag gestellt hat.