KIRCHMEDIA Springer und Bauer greifen nach ProSiebenSAT.1

Die Verlage Springer und Bauer haben offiziell angekündigt, die insolvente KirchMedia mit ihren Fernsehsendern Pro Sieben und SAT.1 übernehmen zu wollen.

Die Verlage Springer und Bauer greifen nach Deutschlands größtem TV-Konzern ProSiebenSAT.1. Nach tagelangen Spekulationen verkündeten sie heute offiziell ihr Interesse an einer Übernahme der insolventen KirchMedia mit ihren Fernsehsendern ProSieben und SAT.1. Sollten beide nach einer weiteren Prüfung ein definitives Gebot abgeben und sich gegen andere Interessenten im In- und Ausland durchsetzen, würde dies eine radikale Neuordnung der deutschen Medienlandschaft bedeuten. Damit würde zudem der jahrzehntelange Nord-Süd-Konflikt zwischen Springer und Kirch ein lange Zeit nur schwer vorstellbares Ende finden.

Magnet TV

Obwohl auch die Fernsehbranche unter einer hartnäckigen Werbeflaute leidet, zieht es die deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage offensichtlich magnetisch ins TV-Geschäft. Auch die WAZ hatte sich für eine Übernahme der KirchMedia im Verbund mit der Commerzbank und dem Filmstudio Columbia interessiert. Der Geschäftsführung des Essener Verlagshauses erschien das Engagement aber letztendlich als zu riskant und votierte am Montagabend gegen eine Übernahme.

Wirtschaftlichkeitsprüfung steht noch aus

Der Preis für die KirchMedia, zu der auch der Film- und Sportrechtehandel gehören, dürfte bei mindestens zwei Milliarden Euro liegen. Springer wäre dabei nach Einschätzung von Beobachtern auf Bankenhilfe angewiesen. Die beiden Verlage betonten, sie müssten noch die Wirtschaftlichkeit eines möglichen Gebots prüfen. Ziel sei eine Mehrheit von mindestens 51 Prozent an einer KirchMedia- Auffanggesellschaft.

Risiko für Springer-Chef Döpfner

Springer will offensichtlich die historische Chance nutzen, auf einen Schlag zwei der größten Fernsehsender Deutschlands zu kontrollieren. Die bisherigen, kleineren Ausflüge des Verlags im Fernsehbereich galten als weniger erfolgreich. Branchenexperten weisen denn auch darauf hin, dass Springer-Chef Mathias Döpfner ein hohes Risiko eingeht. Im bisherigen Kirch-Drama habe er keine erfolgreiche Rolle gespielt, meinte ein Experte. Nun aber könnte er Springer in einen der führenden integrierten Medienkonzerne Europas verwandeln.

Die Weichen für den Verkauf der KirchMedia dürften in den nächsten Wochen gestellt werden. Eine Entscheidung könnte dann am 1. August auf einer Gläubigerversammlung fallen. Im Moment gilt das Springer/Bauer-Konsortium zwar als Favorit - überraschende Wendungen hat es im Kirch-Krimi aber immer wieder gegeben.

Fehden mit Tradition

Springer und Kirch hatten mit ihren Fehden schon öfter für Schlagzeilen gesorgt. Leo Kirch hatte jahrelang gegen den erbitterten Widerstand von Friede Springer versucht, sich eine Mehrheit am Springer-Verlag zu sichern. Als Folge dieser Bemühungen liegt noch eine 40-Prozent-Beteiligung am Springer-Verlag in der insolventen KirchBeteiligungen. Auch der neue Chef Döpfner ging ziemlich zu Beginn seiner Amtszeit auf Konfrontationskurs mit Kirch. Er zog eine vereinbarte Option und wollte Springers ProSiebenSAT.1-Beteiligung für 767 Millionen Euro an Kirch verkaufen. Damit beschleunigte er den Niedergang der KirchGruppe. Leo Kirch dürfte es deshalb besonders schmerzen, wenn ausgerechnet die Hamburger künftig das Sagen über die Reste seines Reichs hätten.

Axel Höpner und Daniela Wiegmann, dpa