Der Streik bei der Deutschen Telekom geht unvermindert in eine neue Runde: 15.000 Beschäftigte im Service legten nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Montag ihre Arbeit nieder. Es ist die zweite Woche im Ausstand, die zweite Woche im Ausnahmezustand bei dem angeschlagenen Telefon-Konzern. Es könnte die entscheidende Streikwoche werden, denn hinter den Kulissen senden die Verhandlungspartner erste Signale aus, sich bis Pfingsten wieder zu Verhandlungen zusammenzufinden. Die Positionen sind zwar festgefahren, aber sie sind - wie immer bei solchen Arbeitskampf-Ritualen - nicht unumstößlich.
Die Telekom will 50.000 Mitarbeiter im technischen Service und in den Call-Centern in eine neue Gesellschaft zwangsversetzen und dort zu deutlich schlechteren Konditionen weiterbeschäftigen: Statt 34 Stunden pro Woche sollen in der neuen Firma T-Service künftig 38 Stunden gearbeitet werden. Zudem will T-Chef René Obermann die Gehälter in der T-Service pauschal um neun Prozent kappen. Ein weiterer Teil des Gehalts (20 Prozent) soll variabel gestaltet und dessen Auszahlung von individueller Leistung abhängig gemacht werden. Verdi errechnete Einbußen von über 500 Euro im Monat für die Betroffenen - falls die Variable nicht gezahlt werde. Obermann hält diese Maßnahme für überlebensnotwendig für die Telekom, Verdi für unzumutbar.
Wie könnte da ein Kompromiss aussehen? Noch legt keine Seite ihre Karten auf den Tisch, aber in Verdi-Kreisen ist eine Erhöhung der Arbeitszeit längst kein Tabu mehr. Auch an einem niedrigeren Tarif für berufliche Neueinsteiger und an flexibleren Arbeitszeiten dürfte eine Einigung wohl nicht scheitern.
Absenkung der Löhne ist mit Verdi nicht zu machen
Knackpunkt aber bleibt die geplante pauschale Absenkung der Löhne. Die ist mit den Telekom-Mitarbeitern und mit Verdi nicht zu machen. Das hat nichts mit Sturheit oder mit Besitzstandswahrung zu tun: Hier geht es auch um die Signalwirkung, die ein Einknicken über die Telekom hinaus für andere Konzerne hätte. Und es geht um die Glaubwürdigkeit einer Arbeitnehmer-Organisation.
Die Telekom ist kein Pleite-Kandidat, bei dem Arbeitnehmer mit Lohneinbußen ums Überleben der Firma kämpfen müssen, sondern sie schreibt (noch) Milliardengewinne. Die von der Unternehmensführung anvisierten Einspareffekte für das Jahr 2010, die durch den Personalumbau erreicht werden sollen, belaufen sich auf einige hundert Millionen Euro. Das ist angesichts der Summen, mit denen die Telekom sonst hantiert, ohnehin verhältnismäßig wenig.
In der Frage der Gehälter wird sich die Telekom-Führung also bewegen müssen. Will sie den Streit mit der Belegschaft befrieden, muss sie auf pauschale Lohnkürzungen verzichten. Und sie wird dies am Ende auch tun.