Afrikas Wirtschaftswunder heißt Botswana. Das Land mit der am schnellsten wachsenden Wirtschaft des Kontinents hat alle Chancen, die bisherigen Vorstellungen von Afrikas Volkswirtschaften auf den Kopf zu stellen. Internationale Kreditagenturen bescheinigen dem Land schon seit Jahren Bestnoten, die selbst Industriestaaten wie Japan neidisch werden lassen. Jetzt will sich der zwischen Südafrika, Sambia, Simbabwe und Namibia gelegene Staat als Afrikas Finanzplatz neu profilieren. "Wir wollen Afrikas Luxemburg werden", bestätigt Finanzminister Baledzi Gaolathe. Seinem Land wurde gerade vom World Economic Forum auf seinem Afrika-Wirtschaftsforum in Durban (Südafrika) bestätigt, dass es die besten Voraussetzungen dafür hat.
Attraktiver Wirtschaftsstandort
In einer Rangliste der 21 attraktivsten Wirtschaftsstandorte in Afrika ragt Botswana einsam wie ein Leuchtfeuer aus einem Meer von Armut, Missmanagement, Konflikt und Krise. Eine internationale Finanzanleihe Anfang des Jahres wurde mehrfach überzeichnet. Dabei hätte sie das Land bei einem Devisenpolster von sieben Milliarden Dollar eigentlich nicht nötig gehabt. "Wir haben uns davon erhofft, Botswana in der Finanzwelt bekannt zu machen. Leider weiß die internationale Finanzwelt ja nicht immer, dass Afrika existiert", begründet Notenbank-Gouverneurin Lina Mohohlo den Schritt.
Diamanten sind Grundlage des Wohlstandes
Mit rund 1,7 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von der Größe Frankreichs verdankt das Land seinen Reichtum in erster Linie den Diamanten. Sie wurden kurz nach der Unabhängigkeit des einstigen britischen Protektorats 1966 entdeckt und ermöglichten dem Agrarstaat einen geradezu märchenhaften Aufstieg mit Wachstumsraten, die zwischen 1970 und 1990 im Schnitt 13 Prozent erreichten. Anders als in vielen anderen Regionen des Kontinents beschloss die Regierung jedoch nicht, den Reichtum in die eigene Tasche zu stecken, sondern dem Gemeinwohl zuzuführen. Ein Joint-Venture mit dem Diamantenkonzern De Beers sicherte stete Einkünfte und half, aus einem der ärmsten einen der reichsten Staaten des Kontinents zu machen.
Bescheidener Staatschef
Die Bevölkerung hat mit fast 3.000 Dollar Afrikas höchstes Pro-Kopf-Einkommen und genießt weitgehend freie Schulbildung und medizinische Versorgung - was bei einer Aids-Quote von 29,6 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung die Kassen des Staates arg strapaziert. Dem Präsidenten des Landes, Festus Mogae, wird überdurchschnittliche Bescheidenheit nachgesagt. Während sich die Staatsoberhäupter der Nachbarstaaten neue Regierungsflugzeuge zulegten, reist Botswanas Staatschef Linie - im Extremfall auch mal in der Economy-Klasse.
Investoren jederzeit willkommen
Seit neuestem bemüht sich das Land, die Abhängigkeit von den Diamanten am Bruttoinlandsprodukt zu reduzieren - er macht heute gerade noch ein Drittel aus. "Diamanten gehen irgendwann einmal zur Neige", sagt Industrie- und Handelsminister Jakob Nkate. Deshalb soll ausländisches Knowhow zum Aufbau eines regionalen Zentrums für Finanzdienstleistungen sowie den Ausbau von Tourismus- und Produktionsbereich angelockt werden. Nkate: "Investoren sollten wissen, dass es einen Platz in Afrika gibt, wo sie mit weit offenen Armen willkommen geheißen werden". Als Trümpfe führt er steuerliche Anreize, gute Infrastruktur, freien Gewinn- und Devisentransfer, eine der stabilsten Währungen des Kontinents und großzügige Handelsabkommen mit den USA und der Europäischen Union an.