Die Filtertüte ist schon 95 Jahre alt und lässt sich in Deutschland auch von den Latte-Macchiato- und Instant-Cappuccino-Trinkern nicht vom Markt drängen. «Wir sind immer noch ein Filterkaffeeland», sagt Frank Schiesser, Geschäftsführer der Melitta Haushaltsprodukte GmbH & Co. KG. Gern verweist er auf den Gesundheitsfaktor: «Ein Papierfilter lässt keine Bitterstoffe durch. Das ist besser, als wenn es nur ein Sieb in der Kanne gibt.»
Künftig portionierter Kaffee
Dass die derzeitige Retro-Phase junge Leute dazu bringen könnte, ihren Kaffee wieder von Hand aufzubrühen, mag er aber auch nicht glauben. Deshalb will Melitta künftig auch portionierten Kaffee anbieten. Die Idee ist nicht neu, Kunden mit entsprechenden Kaffeeautomaten an eine einzelne Kaffeemarke zu binden. Dem ostwestfälischen Unternehmen kommt sie aber besonders gelegen, da es seit Jahren sowohl Kaffee als auch Kaffeemaschinen und Filterpapier verkauft. «Wir bündeln unsere Kernkompetenzen: Von der Bohne bis zur Tasse», so formuliert es Schiesser.
Kaffegenuss stark ländertypisch
Der Sprung ins Ausland, wo derzeit viele Unternehmen die einzigen Wachstumchancen sehen, fällt bei einem Kulturgut wie dem Filterkaffee nicht leicht. «Vielen Polen könnte man die Kaffeemaschinen schenken - sie würden den Kaffee dennoch nach ihrer Väter Sitte ohne Filter brühen», sagt Schiesser. Günstiger sind die Aussichten für die modernen Portionsautomaten. «Die gelten bei reichen, westlich orientierten Menschen als Statussymbole.» Melitta sucht derzeit intensiv nach einem dritten umsatzstarken Land neben Deutschland und Frankreich. «Der Filtertütenmarkt stagniert seit Jahren», klagt Schiesser.
Jeder kennt das Logo
In der Mindener Produktionshalle ist es warm und laut. Die Beschäftigten tragen leuchtendrote Sweatshirts mit dem markanten Schriftzug, der seit 1937 unverändert ist. Rund 60.000 Tonnen Zellstoff kann Melitta im Jahr verarbeiten. Außer in Minden gibt es noch ein Werk in Berlin und eins in Frankreich. Aus dem Zellstoff wird das Filterpapier hergestellt, dass zu großen Rollen gewickelt wird. In Sekundenschnelle wird es gefalten, geschnitten, an den Rändern gefalzt und in 40er Päckchen verpackt.
Farbe beeinflusst Geschmack nicht
Filtertüten gibt es in weiß und braun, auf den Geschmack soll die Farbe keine Auswirkungen haben. Dafür sei vielmehr die Größe der Poren entscheidend, erläutert ein Mitarbeiter. Vor fünf Jahren hat Melitta außerdem Filtertüten auf den Markt gebracht, die zu 60 Prozent aus Bambus bestehen, einem schnell nachwachsenden Rohstoff.
Von der Bohne bis zur Tasse
Die Melitta Haushaltsprodukte sind mit mehr als 1.200 Beschäftigten die größte Geschäftseinheit der Melitta-Unternehmensgruppe. Neben Filtertüten gehören auch Staubsauger-und Müllbeutel zur Produktpalette. Seinen Namen hat das Unternehmen übrigens von der Dresdenerin Melitta Bentz, die 1908 auf die Idee kam, aus einem Löschblatt ihres Sohnes den ersten patentierten Kaffeefilter zu basteln.