Lebensmittel Großkonditor will «zum Tagesgeschäft» zurück

Fünf Tage lang war die «Feine Conditor Auswahl» der Firma Coppenrath & Wiese nach Warnungen der Behörden aus den Tiefkühltheken verbannt. Völlig zu Unrecht.

Nachdem die Behörden in Hessen am Mittwoch endgültig bestätigt haben, dass der Tod eines Mädchens aus Kelsterbach am vergangenen Freitag nicht auf den Genuss einer Sahnetorte zurückzuführen ist, will jetzt das Unternehmen aus Osnabrück so schnell wie möglich «zum Tagesgeschäft» zurück. «Der Schaden für unser Unternehmen und unsere Marke ist groß genug», erklärten die beiden Firmenchefs am Mittwochabend.

Zu Unrecht beschuldigt

«Die Firma hat die bitterste Erfahrung gemacht, die eine Marke machen kann», urteilt Lothar S. Leonhard, Chef der deutschen Ogilvy- Werbegruppe in Frankfurt und Vizepräsident des Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft. Eine Erfahrung, die dem Unternehmen aus Sicht der hessischen Behörden nicht erspart werden konnte. «Es gab eine Wahrscheinlichkeit, dass das Mädchen an der Torte gestorben ist», sagt Alexander Becht, der für die Lebensmittelüberwachung zuständige Abteilungsleiter im Sozialministerium in Wiesbaden. Die Warnung vor dem Verzehr der Torten wurde in Abstimmung mit Coppenrath herausgegeben, das umgehend eine bestimmte Charge seiner «bunten Sahneplatte» bundesweit aus dem Handel zog.

Das Ministerium geizt nicht mit Lob für die Firma, die mit 1.300 Beschäftigten und einem Umsatz von 230 Millionen Euro jährlich in Deutschland rund 120 Millionen tiefgefrorene Torten, Kuchen und Brötchen herstellt. Coppenrath wusste, was auf dem Spiel stand. Das Krisenmanagement übernahm eine PR-Agentur aus München, die auch sonst für die Firma spricht.

Perfekte Krisen-PR

«Mit einer vorbildlichen Transparenz hat Coppenrath & Wiese eine beispielhafte Strategie entwickelt», sagt Werbe-Profi Leonhard. In einem solchen Fall zähle nur Offenheit. «Es darf nicht der geringste Verdacht aufkommen, dass das Unternehmen etwas vertuschen will», sagt Leonhard. Wer sich der Öffentlichkeit verweigere, «klagt sich an».

Verärgerung über Warnhinweise

Verärgert ist der niedersächsische Großkonditor jedoch über «Warnhinweise» der Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, obwohl es am Wochenende bereits erste entlastende Untersuchungen der hessischen Lebensmittelchemiker gab. Am Wochenende hatte auch im niedersächsischen Wilhelmshaven eine Familie ihre Magenverstimmung auf den Genuss eines Coppenrath-Kuchens zurückgeführt. Eine «angebliche Verbraucherinformation» könnte schnell in «Hysterie ausarten», kritisiert die Firma.

Der Großkonditor hofft, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Der hauptsächlich belieferte Großhandel hat nach ersten Einschätzungen nicht negativ auf die Vorfälle reagiert. Größer als der materielle dürfte jedoch der Imageschaden sein. «Das hessische Sozialministerium wünscht Coppenrath & Wiese, dass die Verbraucher den unverschuldet erlittenen wirtschaftlichen Schaden bald wieder wettmachen werden», hieß es in Wiesbaden.