Messier hat nach Informationen des »Wall Street Journal« eine Abfindung von 18 Millionen Dollar ausgehandelt. Die Abfindungssumme ist dreimal so hoch wie ein Jahresgehalt Messiers plus Bonus, berichtete das »Wall Street Journal« am Mittwoch unter Berufung auf informierte Kreise. Eine Stellungnahme des Konzerns war in den USA zunächst nicht erhältlich. Allerdings soll er das Appartement in New York wieder zurückgeben, das der Konzern für ihn im vergangenen Jahr für 17,7 Millionen Dollar gekauft hat. Messier widersprach in der »Financial Times« Gerüchten, er hätte vor zwei Jahren einen 25-Millionen-Dollar-Kredit aufgenommen, um 500.000 Aktien von Vivendi zu kaufen. Da diese inzwischen 80 Prozent ihres damaligen Wertes verloren haben, stünde er kurz vor der Pleite. Messier soll laut »Le Monde« auch einen Rechtsschutz für eventuelle Prozesse gefordert haben. Ferner soll er von dem Unternehmen verlangt haben, auf jegliche juristischen Schritte gegen ihn zu verzichten. Die französischen Gewerkschaften haben bereits mit einer Klage gedroht, falls Messiers Abfindung zu großzügig ausfällt.
Nachfolger steht fest
Wie das »Wall Street Journal« weiter berichtete, dürfte der Verwaltungsrat bei seinem Treffen dem Rücktrittsangebot Messiers (45) zustimmen und den Aventis-Manager Jeaon-Rene Fourtou (63) zum Nachfolger benennen. In einem Zeitungsinterview hatte Messier am Dienstag seine Zustimmung zum Ausscheiden unter der Bedingung erklärt, dass der Nachfolger ein Franzose sei. Messier war vor allem wegen des wachsenden Schuldenbergs des Konzerns und des Kursverfalls der Vivendi-Aktien in die Kritik der Anleger geraten. Der Absturz der Aktie von Vivendi Universal, der weltweiten Nummer zwei hinter dem US-Primus AOL Time Warner, setzte sich am Mittwoch rasant fort. Zwischenzeitlich fiel die Aktie um gut 17 Prozent und rutschte unter 15 Euro. Sie hatte bereits am Vortag 25 Prozent verloren. Fourtou müsste schnellstens Verhandlungen mit Banken über eine Umschuldung aufnehmen. Die Kreditwürdigkeit von Vivendi haben die führenden US-Ratingagenturen Moody?s und Standard & Poor?s erheblich zurückgestuft.
Vivendi vor harter Sanierung
Dem weltweit zweitgrößten Medienkonzern Vivendi Universal droht nun der Ausverkauf. Branchenexperten in Paris erwarten einen harten Sanierungskurs, um die Schuldenlast des Mischkonzerns von insgesamt 35 Milliarden Euro zu drücken. Der als Nachfolger von Messier gehandelte Jean-René Fortou wird nach Einschätzung der Börse gezwungen sein, Teile des Unternehmens zu verkaufen. Die französische Großbank BNP Paribas, Großaktionär und Hauptgläubiger, wies Gerüchte über eine akute Liquiditätskrise bei Vivendi zurück. Unter den weltweit rund 380 000 Beschäftigten wuchs die Sorge um ihre Arbeitsplätze.
Zahlungsunfähigkeit dementiert
Von einer Liquiditätskrise könne keine Rede sein, sagte der Chef der Großbank BNP Paribas, Michel Pébereau, zu entsprechenden Spekulationen. Medienberichte, dass Vivendi in den vergangenen Tagen seine drei großen Gläubigerbanken BNP Paribas, Société Générale und die Deutsche Bank um neue kurzfristige Finanzierungslinien gebeten habe, wollte er nicht kommentieren. Die beiden französischen Kreditinstitute sollen nach Angaben der »Financial Times« (Montagsausgabe) einen Überbrückungskredit von 2,5 Milliarden Euro vorbereiten. »Vivendi Universal muss schnell Geld aufbringen«, wird ein Banker zitiert. Die Banken drängen auf den raschen Verkauf von Beteiligungen des weit verzweigten Film-, Fernseh- und Musikgiganten, der auch im Internet, Telefon-Geschäft und in der Wasserversorgung engagiert ist.
Konzern dürfte zerschlagen werden
Erwartet wird eine Zerschlagung des von Messier geschmiedeten Konzerns, der durch Aufkäufe über mehr als 100 Milliarden Euro zu einem unübersichtlichen Konglomerat wurde. Am wahrscheinlichsten ist der Verkauf des führenden Wasserversorgungskonzerns Vivendi Environnement sowie des Abonnentenfernsehens Canal+, für den sich bereits mehrere französische Interessenten gemeldet haben.
Vorwurf der Bilanzverschönerung
Die Börsenaufsichtskommission in Paris hat am Mittwoch nochmals bekräftigt, das Vivendi eine Bilanzverschönerung für das Geschäftsjahr 2001 versucht habe. Die Aufsicht verhinderte jedoch, dass 1,5 Milliarden Euro falsch verbucht wurden. Im vergangenen Jahr hat Vivendi durch Sonderabschreibungen einen Rekordverlust von 13,6 Milliarden Euro ausgewiesen. Laut »Libération« hat Vivendi überdies durch trickreiche Aktientransaktionen versucht, seine Schuldensituation milder darzustellen.
Auch Philips gerät in Vivendi-Sog
Der niederländische Elektronikkonzern Philips wird möglicherweise seine Beteiligung an Vivendi im zweiten Quartal in Höhe von 1,6 Milliarden Euro abschreiben, berichtete das »Wall Street Journal«. Philips halte 38,3 Millionen Vivendi-Aktien und damit einen Anteil von rund 3,5 Prozent. Philips erklärte dazu, die Entscheidung über eine Abschreibung hänge von der Beurteilung ab, ob es sich beim derzeitigen Vivendi-Kurs um eine temporäre Veränderung handelt oder nicht.