Nach Politiker-Schelte Ackermann verteidigt seine Zunft

Einsamer Krieger: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kämpft weiter tapfer um den Ruf seiner Branche. Vorwürfe von Politikern, wonach die Banken wieder ungehemmt zocken und feiern, seien "falsch und irreführend".

Wenige Wochen vor dem Weltfinanzgipfel hat Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann seine Branche gegen Vorwürfe verteidigt, nichts aus der Krise gelernt zu haben. Der Eindruck, dass die "Party wieder in vollem Gange ist", sei falsch und irreführend, sagte der Schweizer auf einer Finanzkonferenz am Donnerstag in Frankfurt. Es herrsche nicht wieder "business as usual" (der übliche Geschäftsablauf).

Ackermann wehrte sich auch gegen den Eindruck, die Finanzwelt ziehe keine Lehren aus der Krise und mache weiter wie bisher. "Die Reform der internationalen Finanzmarktordnung kommt gut voran", sagte er.

Kritik von Bundesfinanzminister Steinbrück

Der Chef der Deutschen Bank reagierte damit auf Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, der einen fehlenden Reformwillen der Banken kritisiert. "Auch in Deutschland merken wir, dass die Geldhäuser zu maulen beginnen, wenn wir über die Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften diskutieren", sagte der SPD-Politiker in der "Welt".

Die Bankenbranche muss sich nach der schwersten Finanzkrise in der Nachkriegsgeschichte auf eine schärfere Regulierung einstellen. So sollen auf dem Weltfinanzgipfel Ende September in Pittsburgh in den USA härtere Bonus- und Eigenkapitalregeln auf den Weg gebracht werden. Am Freitag und Samstag treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der G20 in London, um den Gipfel vorzubereiten

EU dringt auf volle Umsetzung der G20-Beschlüsse

Der Internationale Bankenverband IIF, dem Ackermann vorsitzt, hat vor einem Jahr eigene Reformvorschläge erarbeitet. "Tatsche ist, dass die Banken bei der Umsetzung der Lehren aus der Finanzkrise gut vorankommen", betonte der Top-Banker. So haben die Banken nach Angaben des Schweizers etwa die Boni stärker am langfristigen Erfolg des Instituts ausgerichtet. Kritiker bemängeln dagegen, dass die meisten Vorschläge bislang nur auf dem Papier existieren.

Fehlanreize bei der Bezahlung sind mitverantwortlich für die Finanzkrise. Die EU-Länder hatten sich am Mittwoch deshalb darauf geeinigt, sich beim Weltfinanzgipfel für weltweite Bonus-Regeln einzusetzen. Die EU-Finanzminister dringen zudem darauf, dass die bisherigen Beschlüsse der G20-Länder zur Reform der Märkte vollständig umgesetzt werden. Dabei geht es vor allem um das Ziel, alle Finanzprodukte und -akteure zu regulieren. Zudem will die EU die Debatte über die Ausstattung der Banken mit Eigenkapital vorantreiben. So wird unter anderem erwogen, den Eigenkapitalpuffer stärker an den tatsächlichen Risikopositionen und der Größe eines Instituts auszurichten.

"Keine Anhaltspunkte für Gier"

Bei der Verteidigung seiner Zunft erhält Ackermann unterdessen Rückendeckung durch eine Studie von Aktionärsschützern. Ihr zufolge hätten im vergangenen Jahr nur vereinzelte Spitzenverdiener Millionen-Boni und hohe Abfindungen eingesteckt. "Wir haben keine Anhaltspunkte für Gier und größere Exzesse irgendwelcher Art gefunden", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker.

Wegen der weltweiten Krise und der Rezession seien die Gehälter der deutschen Spitzenverdiener im vergangenen Jahr gegenüber 2007 um knapp 21 Prozent gesunken. Im Schnitt verdienten die Vorstände der 30 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands knapp 2,28 Millionen Euro. Die DSW rechne damit, dass die Gehälter wegen der anhaltenden Krise 2010 weiter fallen.

AP · DPA · Reuters
Reuters/AP/DPA