Nespresso-Klon Dallmayr steigt in den Krieg der Kaffeekapseln ein

Die Münchner Kaffeerösterei Dallmayr bringt im August einen Nespresso-Klon nach Deutschland. Die Kapseln sollen in jede Maschine passen und billiger als das Original sein.

Die Filterkaffeemaschine hat in immer mehr deutschen Haushalten ausgedient. Statt Bohnenkaffee von der Warmhalteplatte schlürft man heute lieber einen Espresso oder Latte Macchiato, der auf Knopfdruck brühend heiß aus der Kaffeekapsel-Maschine tröpfelt. Das Flaggschiff der Branche ist Nespresso von Nestlé. Dem Schweizer Konzern gelang es beispiellos, aus einem schnöden Genussmittel wie Kaffee ein Lifestyle-Objekt zu machen. Edle Stores in Top-Lagen, erlesene Sorten - Nespresso nennt sie "Grand Crus" -, Mitglieder mit Clubausweisen: Wie auch Apple setzt der Kapselkönig auf Exklusivität. Doch der Lebensmittelriese gerät immer weiter unter Druck. Etliche Discounter bieten bereits billige Klonkapseln an, nun mischt auch die Traditionsmarke Dallmayr aus München mit.

Dallmayr startet mit Schnäppchenpreisen

Die Kaffeerösterei aus Süddeutschland bringt ab August Nachbauten der bunten Nespresso-Kapseln auf den Markt. Und zum Start locken die Münchner mit Kampfpreisen: Vier Kapseln kosten 99 Cent, später sind für zehn Portionsdöschen knapp drei Euro fällig. Nespresso selbst verlangt für die gleiche Menge je nach Sorte um die vier Euro, knapp 30 Prozent mehr. Die "Capsa"-Kapseln werden als "Tuning für die Nespresso-Maschine" vermarktet. Es wird sechs Sorten geben, vier für Espressos und zwei Lungo-Varianten.

Brisant: Nestlé ist seit 1985 am Familienunternehmen Dallmayr beteiligt. Nestlé suchte damals einen erfahrenen Kaffeeröster für den deutschen Markt. 2003 wurde die Beteiligung auf 25 Prozent reduziert. Dementsprechend schwer dürfte Nestlé der jüngste Vorstoß der Münchner Verwandschaft im Magen liegen. Offiziell hat sich das Unternehmen bislang jedoch nicht dazu geäußert. Dallmayr habe "Nestlé Deutschland informatorisch einbezogen und unser Produkt gezeigt", sagte Johannes Dengler, Geschäftsführer von Dallmayr, der Zeitung "Welt". Für ihn ist klar: "Unternehmerisch verhalten wir uns richtig."

Nespresso erdrückt die Konkurrenz

Das Geschäft mit Kaffeekapseln blüht seit Jahren. Trotz der zahlreichen Nachahmer wächst Nespresso beständig. Damit das so bleibt, lässt sich das Unternehmen immer wieder teils umstrittene Methoden einfallen: Jahrelang setzte sich der Konzern mit Gerichtsverfahren gegen die Klon-Kapseln vieler Supermarktketten zur Wehr. Vergebens. Der Patent-Schutz der Kapseln ist mittlerweile abgelaufen, seit Frühjahr vergangenen Jahres stapeln sich etwa in Lidl-Filialen schmucklose braune Pappschachteln mit Kaffee für 20 Cent je Kapsel. Vom George-Clooney-Charme des Originals ist in den engen Gassen des Discounters nicht mehr viel übrig. Hauptsache billig.

Nun ist Nespresso im Kampf gegen unliebsame Konkurrenten in Phase zwei übergegangen: Das Unternehmen bringt Maschinen auf den Markt, in denen viele Klonkapseln nicht oder nur eingeschränkt funktionieren. Statt braunem Wachmacher fließt aus den neuen Modellen U, Pixie und Inissia nur eine graue Brühe aus Ausfluss. Der Grund: Die Plastikkapseln der Discounter werden zerquetscht und nicht durchstochen. "Besonders schlecht funktionieren die Jacobs-Kapseln des US-Herstellers Mondelez mit den neuen Nespresso-Maschinen. Bei sechs von zehn Versuchen wurde die Kapsel zerdrückt", heißt es in einem Bericht der schweizerischen "Handelszeitung". Das kann für die Nutzer teuer werden, denn wer fremde Kapseln in einer Nespresso-Maschine verwendet, muss Reparaturen selber zahlen. Beschädigungen durch Fremd-Kapseln werden nicht von der Maschinen-Garantie abgedeckt.

Dallmayr-Kapseln sollen passen

Doch Dallmayr scheint den Kapsel-Code geknackt zu haben: Drei Jahre hätten 30 Mitarbeiter des Unternehmens laut eigener Aussage für die Entwicklung benötigt. Statt auf Kunststoff setzen die Münchner bei ihren Kapseln wie das Original auf Aluminium. Das Endergebnis ist ein fast identischer Nespresso-Klon. Und: "Unsere Capsa-Produkte kommen mit weniger Verpackung aus als Wettbewerber und sind vom Inhalt her absolute Spitzenklasse", sagt Elisabeth Hammerschmid, Pressesprecherin von Dallmayr. Geplant ist zudem eine offensive Werbekampagne mit TV-Spots.