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Kaffee wird teurer Tchibo zieht die Kaffeepreise an: Das steckt dahinter

Kaffee wird weltweit teurer
Kaffee wird weltweit teurer
© amenic181 / Getty Images
Bei Tchibo ist der Kaffee ab Montag deutlich teurer. Und auch anderswo müssen Kaffeetrinker wohl bald mehr bezahlen. Denn es sind nicht nur Corona-Folgen, die die Preise weltweit explodieren lassen.

Wer in den letzten Tagen beim Hamburger Röster Tchibo einkaufen ging, wurde von den Mitarbeiter:innen freundlich darauf aufmerksam gemacht: "Ab Montag wird der Kaffee teurer, nehmen Sie schnell noch eine günstige Packung mit." Auf Nachfrage, warum dies so sei, antwortete ein Mitarbeiter einer Hamburger Tchibo-Filiale: "Weil die Ernten so schlecht ausfielen. Vor allem in Lateinamerika. Erst war es zu trocken, dann bitterkalt und schließlich regnete es zu viel."  

Es ist die zweite Preiserhöhung von Marktführer Tchibo innerhalb von neun Monaten. Vom 21. Februar an müssen Verbraucher für das Pfund Kaffee je nach Sorte und Herkunftsland 0,50 bis 1,30 Euro tiefer in die Tasche greifen. So soll etwa die Sorte "Feine Milde" dann 6,99 Euro je Pfund kosten. Das sind 1,30 Euro mehr als jetzt. Im Vergleich zum Sommer vergangenen Jahres beträgt der Aufschlag sogar zwei Euro. Auch die Sorte "Caffè Crema Vollmundig" wird um zwei Euro deutlich teurer, von 12,99 Euro auf 14,99 Euro das Kilo. 

Rohkaffeepreis geht durch die Decke

Tchibo reagiert damit auf die rasant steigenden Preise für Rohkaffee. "Die Rohkaffeepreise sind im gesamten letzten Jahr kontinuierlich gestiegen", bestätigt Tchibo-Sprecher Arnd Liedtke. "Daraus resultiert die Preisanpassung". Alleine seit vergangenem Sommer sei der Rohkaffeepreis um 50 Prozent gestiegen, erklärt Tchibo.

Der Hamburger Röster kann seine Preise selbst festsetzen und die Preiserhöhung direkt an den Verbraucher weitergeben. Anders als beispielsweise Dallmayr oder Melitta, die in ständigen Verhandlungen mit Handelsriesen Rewe und Aldi stehen. Doch klar ist: Für Verbraucher dürfte Kaffee insgesamt teurer werden.

Denn die Kaffeepreise sind im weltweiten Handel derzeit historisch hoch. Laut der Internationalen Kaffeeorganisation ICO, die Exporteure weltweit vertritt, sind die Kaffeepreise nun schon 16 Monate in Folge gestiegen – und liegen auf einem Zehn-Jahres-Hoch. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Endverbraucher. 

Nahrungsmittel werden teurer

So offen wie Tchibo spricht die Konkurrenz zwar nicht über die Kaffeepreise. Doch auch Dallmayr lässt auf Nachfrage wissen, dass wegen der gestiegenen Kosten nichts anderes übrigbleibe, als die Abgabepreise an die neue Situation anzupassen. Auf konkrete Preiserhöhungen will das Unternehmen nicht eingehen. Melitta möchte sich zur Preisgestaltung gar nicht äußern. 

Auch Rewe und Edeka, Aldi und Lidl wollen auf Anfrage nicht sagen, ob Kaffee in ihren Märkten demnächst teurer wird. Aldi weist in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass die Preise für Lebensmittel insgesamt derzeit steigen. "Treiber für Teuerungen sind unter anderem die weltweit steigende (post-Corona) Nachfrage nach Rohstoffen, die Corona-bedingt unterbrochenen Lieferketten und deutlich gestiegene Seefrachtraten", erklärt ein Sprecher. Dazu kämen teilweise klimabedingte Ernteausfälle. "Im Ergebnis steigen die Preise branchen- und sortimentsübergreifend."

Auch das Statistische Bundesamt hatte in seinem jüngsten Inflationsbericht darauf hingewiesen, dass sich einige Nahrungsmittel zuletzt spürbar verteuerten. Aber warum ist es beim Kaffee, von dem die Deutschen im Schnitt 4,5 Tassen pro Tag trinken, so besonders krass? 

Klima sorgt für Ernteausfälle 

Offener als die verschwiegenen Supermärkte und Discounter reden lokale Kaffeeröster über die Situation im Markt. "So einen Anstieg der Preise gab es in den letzten zehn Jahren nicht", sagt Argin Keshishian von der Hamburger Rösterei Public Coffee Roasters. Was ihm Sorge bereitet, ist, dass der Preisanstieg nicht nur Folge Corona-bedingter Logistikprobleme ist, sondern auch des Klimawandels. Klimatische Veränderungen wie unerwarteter Frost oder ausbleibender Regen in verschiedenen Kaffeeanbauregionen sorgten dafür, dass dieses Jahr viele Millionen Tonnen Rohkaffee fehlen werden. "Alleine in Brasilien geht man von etwa sechs Millionen fehlenden Rohkaffeesäcken aus. Also das, was Deutschland im Jahr trinkt. Das ist enorm", sagt Keshishian. 

Dieses Problem sieht man auch bei Tchibo. "Rohkaffeepreise unterliegen ständigen Schwankungen", sagt Konzernsprecher Liedtke. "Es gibt immer gute Kaffeejahre und schlechte Kaffeejahre, was die Ernte anbelangt. Jetzt sehen wir aber zunehmend den Klimawandel. Die Wetterausschläge werden heftiger und passieren in kürzerer Folge und zu Zeiten, die man früher nicht erlebt hat." 

Eine Tasse Kaffee

Transportkosten und Spekulanten

Dazu kommen die gestiegenen Transportkosten: "Die Transportraten für 20-Fuß-Container mit etwa 10 Tonnen Kaffee haben sich auf manchen Linien von ca. 1000 Euro auf bis zu 8000 Euro verteuert", erklärt Andreas Felsen von Quijote Kaffee. Die Kaffeerösterei ist mit ihrem Fairtrade-Ansatz von den Preiserhöhungen weniger stark betroffen, da sie bereits einen hohen Mindestpreis an ihre Erzeugergemeinschaften zahlt. Nun aber muss auch konventionelle Massenware teurer werden. "Je billiger Kaffee vorher war, desto dramatischer wird nun die prozentuale Preiserhöhung sein", ist Felsen überzeugt. 

Es gibt weitere Faktoren, wie politische Unsicherheiten in wichtigen Erzeugerländern, die den Preisboom verstärken. "Am ärgerlichsten sind aber die Spekulationen", sagt Röster-Kollege Keshishian. In Krisenzeiten wird an den Finanzmärkten häufig auf Rohstoffe gesetzt, das kurbelt wiederum die Preise an. "Ich gehe davon aus, dass ein wesentlicher Teil der Rohkaffeepreiserhöhungen spekulationsgetrieben sind", sagt Keshishian. Dieses Phänomen kennt auch Tchibo-Sprecher Liedtke: "Wir haben immer wieder Phasen, in denen komplett branchenfremde Fonds in Kaffee investiert haben, die morgen auf andere Güter setzen."  

Was bleibt also den Röstern übrig? Die Preise anheben. Public Coffee Roasters zieht die Preise im Schnitt um 1,30 Euro an. Quijote Kaffee um 10 Prozent in zwei Schritten.

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