Der Einkauf im Supermarkt oder Discounter wird für Verbraucher teurer. Bereits vergangene Woche hatte Branchengröße Aldi auf breiter Front die Preise erhöht. In dieser Woche kamen weitere Preiserhöhungen dazu. Und auch die größten Konkurrenten ziehen nach und erhöhen ebenfalls die Preise.
Nach Recherchen der Lebensmittelzeitung wurden bei Aldi in dieser Woche nochmal 20 bis 30 Artikel teurer, inklusive Varianten seien 50 Produkte betroffen. In der ersten Welle waren bereits 160 Artikel teurer geworden. Damit habe Aldi nun innerhalb einer Woche mehr als 180 Produkte aus dem Sortiment verteuert – einschließlich aller Varianten wurden rund 450 Artikel teurer.
Aldi führt die Preiswelle an
Betroffen sind Produkte quer durchs Sortiment von Eigenmarken bis zu Markenprodukten. Teils geht es nur um wenige Cent, teilweise aber auch um Preiserhöhungen im zweitstelligen Prozentbereich. Das Phänomen ist allerdings nicht auf Aldi beschränkt, sondern hat die ganze Branche erfasst. Auch Lidl und Kaufland hätten die Preise schnell angepasst, berichtet die Lebensmittelzeitung. Rewe habe in den vergangenen Tagen Hunderte Produkte verteuert, auch Edeka und Netto wurden teurer.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte es infolge der Corona-Krise und durch klimabedingte Ernteausfälle einen Trend zu teureren Nahrungsmitteln gegeben. Dazu kommt jetzt noch der Schock durch den Ukraine-Krieg. Mit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine sei man mit "zwei Jahrhundert-Ereignissen" konfrontiert, "die sich massiv auf die weltweiten Lieferketten auswirken", sagte ein Sprecher von Aldi Nord der Wirtschaftswoche.
Erst Corona, jetzt auch noch Krieg
"Mit dem Krieg in der Ukraine und der zunehmenden Isolierung Russlands geraten die Lieferketten weiter unter Druck", erklärt Aldi. "Zugleich steigen die Energiepreise weiter massiv an, was die Kosten für Produktion und Logistik bei unseren Lieferanten weiter in die Höhe schnellen lässt." Für die Lebensmittelhändler bedeute dies, dass die Einkaufspreise in fast allen Warengruppen stark anziehen, sagte der Aldi-Sprecher. Daher müssten auch die Verkaufspreise in den Läden angepasst werden.
Auch die Bauern warnen vor teils drastischen Preiserhöhungen. Der Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, sagte der "Bild", dass Brot bald deutlich mehr kosten könnte, da sich die Weizenpreise im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hätten. Die Ukraine ist ein globaler Weizenexporteur. Einzelne Produkte könnten sogar vorübergehend ganz aus manchen Regalen verschwinden, besonders knapp ist derzeit Sonnenblumenöl.
Laut "Lebensmittelzeitung" ist die gesamte Branche in Aufruhr. Während Hersteller und Händler sich üblicherweise einmal im Jahr zusammensetzen, um die Lieferkonditionen zu verhandeln, seien solch langfristige Vereinbarungen aktuell kaum möglich. Selbst bestehende Verträge würden wegen der aktuellen Schwierigkeiten immer häufiger durch temporäre Vereinbarungen ersetzt. Großlieferanten und Mittelständler hätten angekündigt, aus laufenden Verträgen aussteigen und Konditionen nachverhandeln zu wollen.
Supermarktkunden müssen sich demnach auf weitere Preiserhöhungen gefasst machen. Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, sagte am Freitag, Verbrauchern stünden in den kommenden Monaten "Preissprünge bei Lebensmitteln in bisher ungekanntem Ausmaß bevor".
Quellen: Lebensmittelzeitung / Wirtschaftswoche / Bild / DPA