POST-WARNSTREIKS Millionen Sendungen blieben liegen

Warnstreiks beeinträchtigen den Postverkehr in Deutschland. Nach kurzzeitigen Arbeitsniederlegungen in Hamburg und Burg bei Cottbus wurden die Warnstreiks am Abend in Berlin und Brandenburg ausgedehnt. Millionen Postsendungen blieben liegen.

8 Millionen unbearbeite Sendungen in Berlin

Warnstreiks beeinträchtigen seit Dienstag den Postverkehr in Deutschland. Nach kurzzeitigen Arbeitsniederlegungen von Beschäftigten in Hamburg und Burg bei Cottbus (Brandenburg) in der Frühschicht, wurden die Warnstreiks am Nachmittag und am Abend in Berlin und Brandenburg ausgedehnt. Schwerpunkt der Aktionen im Tarifstreit sollte in der Nacht zum Mittwoch Baden-Württemberg sein.

In Hamburg und Burg sowie in Berlin blieben Millionen Postsendungen liegen. Am Nachmittag und Abend legten nach ver.di-Angaben 400 Beschäftigte der Spätschicht in vier Briefverteilzentren der Hauptstadt die Arbeit nieder. Dadurch seien etwa acht Millionen Briefe unbearbeitet geblieben. Betroffen waren unter anderem Sendungen an Firmen, die Postfächer nutzen. Mit den Arbeitsniederlegungen, die in verschiedenen Regionen über die ganze Woche gehen sollen, will die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Druck auf die Deutsche Post AG ausüben, in den Tarifverhandlungen ein Angebot auf den Tisch zu legen. ver.di fordert für die insgesamt 240 000 Beschäftigten - 80 000 davon sind allerdings Beamte - 6,5 Prozent höhere Einkommen.

Gewerkschaftsangaben zufolge legten in Hamburg rund 200 Beschäftigte der Postfachverteilung und der Briefzustellung von 06.00 Uhr an ihre Arbeit nieder. In Burg war ein Briefverteilzentrum von den Aktionen betroffen. Allein in Hamburg seien rund 500 000 Sendungen liegen geblieben, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Rolf Büttner der dpa. »Die Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen ist sehr hoch«, sagte er. »Wir suchen weiter eine Lösung am Verhandlungstisch, dafür wäre aber eine deutliche Bewegung der Arbeitgeber notwendig.« Die Deutsche Post AG in Hamburg sprach von 200 000 liegen gebliebenen Sendungen, die am Mittwoch zugestellte werden sollen.

»Die Post in Deutschland ist nicht lahm gelegt«

Der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske sagte auf einer Kundgebung in Hamburg, es könne nicht sein, dass die Deutsche Post AG auch in der zweiten Runde noch kein Angebot für die rund 240 000 Beschäftigten vorgelegt habe. »Wir fordern einen gerechten Anteil für die Leistungen, die täglich gebracht werden und den wirtschaftlichen Aufschwung erst möglich machen. Ohne Druck bewegt sich nichts, wir fangen heute damit an.«

Ein Sprecher der Deutschen Post sagte in Bonn, bei den Verhandlungen befinde sich die Post absolut im Zeitplan. Beide Seiten hätten sich bereits zu Beginn der Tarifrunde auf drei Verhandlungstermine festgelegt. Zu den Aktionen meinte er: »Die Post in Deutschland ist nicht lahm gelegt.« Bundesweit verfüge der Konzern über rund 3500 Stützpunkte, in denen die Post sortiert und auf die Haushalte verteilt werde.

Streiks bundesweit wahrscheinlich noch bis Ende der Woche

Rund 450 bayerische Betriebsräte der Post gingen in Fürth auf die Straße, um die Gewerkschaftsforderung zu untermauern. Einige Hundert Postler demonstrierten in Stuttgart, Hamburg und Berlin. ver.di Verhandlungsführer Büttner rechnete damit, dass die Aktionen auch auf die Kurier- und Expressdienste außerhalb der Post ausgedehnt werden.

Der Arbeitgeber hatte inzwischen ein Angebot für die dritte Tarifrunde am 10. und 11. Juni in Münster angekündigt. Nach Einschätzung des ver.di-Vorstands werden sich die Streikaktionen bundesweit bis Ende der Woche hinziehen. Empfänger von Briefen und Paketen müssen mit verspäteter Zustellung rechnen.