Prozess Anklage im Fall Mannesmann

Die Übernahme des Traditionskonzerns Mannesmann durch den britischen Mobilfunker Vodafone droht nun einen der größten deutschen Wirtschaftsprozesse nach sich zu ziehen.

Drei Jahre nach der erbitterten Übernahmeschlacht des britischen Mobilfunkers Vodafone um den Traditionskonzern Mannesmann droht nun einer der größten deutschen Wirtschaftsprozesse um Prämien und Abfindungszahlungen in Millionenhöhe. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft erhob nun nach zweijährigen Ermittlungen bei der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Düsseldorf Anklage. Die Behörde teilte mit, dass sechs Personen betroffen seien. Namen nannte sie nicht, weil zunächst die Betroffenen die Anklageschrift erhalten sollten.

Esser bleibt uneinsichtig

Der frühere Mannesmann-Chef Klaus Esser, der zu den Betroffenen zählt, nannte die Anklage "willkürlich". Die Wahrheit sei einfach: "Ich habe mich im Übernahmekampf äußerst korrekt verhalten".

Wirtschaftsbosse auf der Anklagebank

Ob das Landgericht über die Eröffnung der Hauptverhandlung entscheidet, sei völlig spekulativ, meinte ein Gerichtssprecher. Kommt es zum Prozess, nehmen auf der Anklagebank prominente Manager und Gewerkschafter Platz: neben Esser die ehemaligen Aufsichtsräte Josef Ackermann und Klaus Zwickel; der eine ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, der andere Chef der IG Metall. Alle haben die Vorwürfe vehement zurück gewiesen.

Mehr als 100 Millionen Euro veruntreut?

In der Affäre geht es um Abfindungen und Prämien an Mannesmann-Manager und Pensionäre des Konzerns in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro. Diese Zuwendungen sollen nach der spektakulären Übernahme des Düsseldorfer Traditionskonzerns durch den britischen Mobilfunkriesen Vodafone vor drei Jahren geflossen sein. Der Vorwurf der Ermittler lautet: Untreue oder Beihilfe zur Untreue.

Kontrolle versagte

Den Kontrolleuren hält die Staatsanwaltschaft vor, die horrenden Zahlungen an die Manager genehmigt und damit das Vermögen der Aktionäre geschädigt zu haben. Dabei geht es nicht um die Frage der Angemessenheit der Zahlungen, sondern um eine Rechtsgrundlage. Und die habe gefehlt.

IG Metall erwartet Rehabilitierung

Die IG Metall in Frankfurt ließ am Montag nach Bekanntwerden der Anklageerhebung verbreiten, dass sie eine schnelle Rehabilitierung Zwickels erwarte. "Jetzt ist Schluss mit Unterstellungen und Verdächtigungen", erklärte IG Metall-Sprecher Claus Eilrich. Zwickel werde alles tun, um seine Unschuld zu beweisen. Er habe weder den Prämien an Esser noch andere Entscheidungen zugestimmt, die ein den Vorwurf der Untreue rechtfertigten.

Doppelzüngiges Verhalten

In der Öffentlich hatte Zwickel die Abfindungen für Esser als "unanständig hoch und für keinen Arbeitnehmer nachvollziehbar bezeichnet". Doch im Aufsichtsrat stemmte er sich nicht dagegen. Später räumte er ein, das sei ein Fehler gewesen.

Ackermann sieht keinen Rücktrittsgrund

Die Deutsche Bank zeigte sich am Montag zugeknöpft und wollte die Anklageerhebung nicht kommentieren. Auf der Bilanzpressekonferenz Anfang Februar hatte Vorstandschef Ackermann betont, dass eine offizielle Anklage kein Grund für einen Rücktritt sei. Zuvor hatte der Aufsichtsrat des Bankhauses dem Bankchef den Rücken gestärkt: die Untreue-Vorwürfe seien willkürlich und nicht nachvollziehbar.

Esser sieht Willkür

Die Zahlungen an Esser seien absolut in Ordnung gewesen, sagte Ackermann und bezog sich dabei auf Rechtsgutachten. Der frühere Mannesmann-Chef Esser hat nach eigenen Angaben rund 30 Millionen Euro Abfindungen und Vertragsvergütungen erhalten. Für ihn sind die Vorwürfe "willkürlich". Er habe zu diesen Zahlungen nichts zu Entscheiden gehabt. "Es gibt nicht den geringsten Verdacht irgendeiner rechtswidrigen Handlung von mir".