Mit dem herannahenden Modellwechsel beim Kompaktwagen Astra droht dem Autobauer Opel nach einem Magazinbericht erneut der Verlust tausender Jobs. Das Wirtschaftsmagazin "Capital" berichtete vorab über ein internes Papier des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM). Darin werde gefordert, im Zuge der für 2009 oder 2010 geplanten Einführung des neuen Astra-Modells die Kosten um rund 450 Millionen Euro zu senken.
Das GM-Management habe es sich zum Ziel gesetzt, die Fertigungszeit beim Astra von derzeit 24 Stunden pro Auto auf 15 Stunden zu senken. Dem Magazin zufolge will das Management darüber hinaus Zulagen für Nachtschichten oder erschwerte Arbeitsbedingungen sowie Extrazahlungen für Jubiläen verringern oder ganz streichen.
Der Betriebsrat solle nach dem Willen von GM zudem zulassen, dass bis zu 15 Prozent Leiharbeiter in den Werken eingesetzt werden dürfen. Der Astra wird derzeit unter anderem im Opel-Werk Bochum sowie im belgischen Antwerpen und im britischen Ellesmere Port gebaut. Ein älteres Astra-Modell läuft im Opel-Werk im polnischen Gliwice vom Band. Mit der Einführung des künftigen Astra-Modells wird die Produktivität der betroffenen Werke nach Einschätzung von Insidern um rund ein Drittel ansteigen. Wie "Capital" berichtete, kommt das zitierte GM-Szenario zu dem Schluss, dass die Überkapazität der Astra-Werke von derzeit 88.000 auf dann knapp 280.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen wird. Ein Opel-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Opel und GM könnten zu den genannten Zahlen derzeit keine Stellung nehmen.
Kostensenkung ja, Jobabbau nein
Der Vorsitzende des Opel-Gesamtbetriebsrats, Klaus Franz, sagte, die Arbeitnehmervertreter bei GM Europa seien bereit, zu einer Kostensenkung bei der Astra-Fertigung beizutragen. Es dürfe jedoch kein Werk geschlossen und kein Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden. Zudem forderten die Betriebsräte vom GM-Management, künftig die in Westeuropa verkauften Fahrzeuge der Marke Chevrolet auch in Europa zu produzieren. Diese Fahrzeuge werden bislang in Südkorea montiert.
Seit 2005 schon 13.000 Stellen gestrichen Der Europachef von General Motors, Carl-Peter Forster, hatte bereits Ende März einen weiteren Arbeitsplatzabbau bei den Tochtermarken Opel, Saab und Vauxhall nicht ausgeschlossen. Die Produktivität der europäischen Werke steige Jahr für Jahr um drei bis vier Prozent, sagte Forster. Angesichts eines stagnierenden Marktes in Westeuropa könne es zu Stellenstreichungen kommen. Allerdings sei noch unklar, wo und wie viele Stellen gestrichen werden müssten. Im Extremfall könne es auch zu einer Werksschließung kommen.
GM hat in Europa seit 2005 bereits 13.000 Arbeitsplätze abgebaut. Um die Produktion des neuen Astra-Modells bewirbt sich neben Antwerpen, Bochum, Ellesmere Port und Gliwice auch das Saab-Werk im schwedischen Trollhättan. In den fünf Werken sind nach GM-Angaben derzeit insgesamt rund 18.200 Menschen beschäftigt. Für die Produktion des Astra werden allerdings maximal drei Werke benötigt. Die Verhandlungen über die künftige Astra-Produktion sollen zum Jahresende 2007 abgeschlossen werden.