Obwohl wichtige Bestandteile des Strompreises sinken, können sich Verbraucher im kommenden Jahr nicht auf Entlastungen freuen: Die Strompreise für Privatkunden bleiben auf Rekordniveau. Das zeigen Auswertungen der großen Vergleichsportale, die die zum Jahreswechsel angekündigten Preisänderungen der Versorger zusammengetragen haben.
Laut dem Vergleichsportal Verivox senken nur 45 der 820 regionalen Grundversorger die Preise und auch das nur um durchschnittlich 1,8 Prozent. Dem stehen 42 Grundversorger gegenüber, die die Preise sogar erhöhen – im Schnitt um 2,4 Prozent. Das entspricht bei einer vierköpfigen Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Jahr Mehrkosten von 31 Euro. Dabei zählen die Strompreise für Haushaltskunden in Deutschland laut Bundesnetzagentur sowieso schon zu den höchsten in der EU. Und: Wer derzeit vermehrt im Homeoffice arbeitet, muss in der nächsten Abrechnung auch noch mit einem höheren Verbrauch rechnen.
Laut einer Auswertung von Check24 wird der Strom sogar bei 59 Grundversorgern teurer und nur bei 47 Versorgern günstiger, wenn man die seit August ausgesprochenen Preisänderungen mitzählt. Das bedeute, dass rund eine Million Haushalte in der Grundversorgung mehr für Strom bezahlen müssen und nur etwa 300.000 Haushalte weniger, rechnet Check24 vor. Die Erhöhungen betragen demnach im Schnitt 4,6 Prozent, die Preissenkungen 2,4 Prozent. Eine Liste mit allen Grundversorgern, die die Preise erhöhen oder senken, kann man hier einsehen.
Milliardensubvention verpufft
Unterm Strich bleiben die Strompreise nach starken Erhöhungen in den letzten Jahren auf ihrem hohen Niveau. Und das obwohl zwei wichtige Bestandteile des Strompreises günstiger werden. Zum einen sind die Börsenpreise, zu dem die Anbieter ihren Strom einkaufen, zuletzt deutlich gesunken. Zum anderen senkt die Bundesregierung die EEG-Umlage mit einer Milliardensubvention. Laut dem geltenden Mechanismus wäre die Ökostromumlage im kommenden Jahr eigentlich von etwa 6,8 Cent je Kilowattstunde auf fast 9,7 Cent gestiegen. Die Bundesregierung hat aber beschlossen, die Umlage 2021 bei 6,5 Cent zu deckeln, was sie sich rund elf Milliarden Euro Steuermittel kosten lässt.
Zwar steigen im Gegenzug die Netzentgelte, ein weiterer Kostenfaktor für den Strompreis, im kommenden Jahr an. Doch alles in allem werden die Stromkosten für die Anbieter 2021 im zweiten Jahr in Folge sinken, analysiert das Wechselportal Switchup.

Verbraucherschützer kritisieren Stromanbieter
Verbraucherschützer sind dementsprechend sauer, dass die günstigeren Preise nicht bei den Kunden ankommen. "Obwohl EEG-Umlage und Beschaffungskosten sinken, geben die meisten Energieversorger diese Vorteile nicht weiter, sondern gehen auf Tauchstation", sagte Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, der DPA. "Dabei war die Senkung der Strompreise von der Bundesregierung als Gegenmaßnahme zur CO2-Bepreisung bei Öl und Gas gedacht." Das sei für die Verbraucher "doppelt ärgerlich".
Machtlos stehen die Stromkunden den hohen Preisen in der Grundversorgung allerdings nicht gegenüber. Jedem steht es frei, von seinem Grundversorger zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Millionen Haushalte nehmen diese Möglichkeit immer noch nicht wahr, dabei gibt es im Internet genug Portale, die einen reibungslosen Wechsel ermöglichen.
Wer Angst hat, auf einen Anbieter hereinzufallen, der mit günstigem Neukundenpreis lockt, und danach nur Ärger macht, der findet ebenfalls Hilfe. Neben den großen Vergleichsportalen haben sich kleinere Wechselassistenten etabliert, die zugleich als Tarifaufpasser dienen und Kunden auch in den Folgejahren warnen, wenn ihr Anbieter zu teuer wird. Die Stiftung Warentest empfiehlt von diesen Dienstleistern vor allem Esave, Wechselpilot, Switchup und Wechselstrom-ac.
Quellen: Verivox / Check24 / Switchup / DPA / Stiftung Warentest