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Schwankende Preise Onlineshopping-Studie: Wo Sie abends günstiger einkaufen als morgens

Viele Onlinehändler nutzen Algorithmen, um die Preise zu ändern
Viele Onlinehändler nutzen Algorithmen, um die Preise zu ändern
© AndreyPopov / Getty Images
Viele Internethändler ändern ständig ihre Preise, aber wann ist es besonders günstig? Die Verbraucherzentrale Brandenburg hat die Preisschwankungen bei mehr als 1000 Produkten untersucht - und interessante Muster entdeckt.

Mit der Transparenz beim Onlineshopping ist es so eine Sache: Zwar können Kunden mit wenigen Klicks sehr viele Preise vergleichen und das günstigste Angebot auswählen. Ob sie dabei wirklich ein Schnäppchen machen, wissen sie aber nicht. Denn möglicherweise ist das gleiche Produkt am nächsten Tag deutlich günstiger zu haben - oder sogar schon nach wenigen Stunden.

Viele Onlinehändler nutzen die technischen Möglichkeiten der digitalen Einkaufswelt, um ständig ihre Preise zu ändern - manche nur alle paar Tage, andere sogar mehrmals am Tag. "Dynamic Pricing" nennt sich dieses Phänomen, das man früher nur von der Tankstelle kannte. Und so wie Autofahrer gerne wissen, zu welchen Tages- und Uhrzeiten sie am günstigsten tanken, so fragen sich auch viele Onlineshopper, wann sie was besonders günstig bekommen.

Onlinehandel: Wie die Preise schwanken

Ein bisschen Licht ins Dunkel bringt nun die Studie "Dynamische Preisdifferenzierung im deutschen Online-Handel" der Verbraucherzentrale Brandenburg. Über einen Zeitraum von 34 Tagen verfolgten die Verbraucherschützer die Preise von 1133 Produkten bei 16 Online-Händlern, darunter Otto, Media Markt und Zalando.

Die Studienautoren stellten fest, dass mehr als jeder dritte Artikel zumindest einmal im Preis verändert wurde, häufig sogar mehrfach und in der Spitze bis zu 32 Mal im Untersuchungszeitraum. Die Preisänderungen waren teilweise immens: Drei von zehn geänderten Preisen verdoppelten sich oder stiegen sogar noch stärker, andere Artikel wurden schlagartig günstiger. So kostete eine Hose bei Zalando bis zu 120 Euro weniger, wenn man sie zum günstigsten Zeitpunkt - verglichen mit dem teuersten Preis - kaufte. Bei Media Markt schwankte der Preis für ein Samsung Galaxy S8 sogar um 220 Euro. Und Otto setzte den Preis für ein Paar Nike-Sneakers mehrfach zwischen 39,99 Euro und 59,99 Euro herauf und herunter.

Reifen und Elektronik abends günstiger als morgens

Interessant sind vor allem die Muster der Preisanpassungen, die die Studie für einzelne Anbieter herausgearbeitet hat. So zeigte sich, dass Media Markt regelmäßig am frühen Abend gegen 18:45 Uhr die Preise senkte, diese Reduzierung am Folgetag aber wieder zurücknahm. Wer Elektronik nach Feierabend shoppt, ist hier also im Vorteil. Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Autoteilehändler ATU: Autobatterien und Reifen wurden jeweils am Nachmittag günstiger angeboten als am Vormittag des Folgetages.

Bei anderen Händlern ließ sich eine besonders günstige Tageszeit nicht ausmachen, dafür schwankten die Preise von Tag zu Tag. Das gilt nicht nur für Technik und Mode, auch der Baumarkt Obi ändert fast täglich seine Preise für ausgewählte Artikel. Die Online-Apotheken DocMorris und Sanicare verteuern ebenfalls täglich einzelne Artikel und machen andere günstiger. Der Reifenhändler Tirendo änderte seine Preise meist alle zwei Tage - mit teils erstaunlichen Schwankungen: So wurde der gleiche Satz Reifen innerhalb von 34 Tagen zu 16 unterschiedlichen Preisen zwischen 110 Euro und 200 Euro angeboten.

Onlinehändler

Anteil veränderter Produktpreise*

Sanicare

87%

Tirendo

71%

Media Markt

65%

DocMorris

59%

Comtech

52%

Zalando

49%

Alternate

44%

ATU

41%

Conrad

36%

Otto (Mode)

34%

Douglas

23%

Valmano

18%

Obi

17%

Sportscheck

16%

Otto (Freizeit)

13%

Hornbach

11%

Shop-Apotheke

0%

*Untersuchungszeitraum 31.1.-5.3.2018

Kunden können selbst Preise tracken

Bei großen Anbietern werden die Preise längst nicht mehr manuell geändert, sondern von einem Algorithmus, der versucht, die maximale Zahlungsbereitschaft der Kunden zu ergründen. Aber auch für Schnäppchenjäger stehen technische Hilfsmittel bereit: Wer Preisschwankungen über einen längeren Zeitraum beobachten will, kann sich Preisverlaufskurven einzelner Artikel auf Vergleichsseiten wie Idealo anschauen oder ein Browser-Addon wie "Camel Camel Camel" installieren, das individuell ausgewählte Amazon-Preise nachhält.

Verbraucherschützer sehen das Spiel mit den schwankenden Preisen allerdings kritisch. "Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt", erklärt Kirsti Dautzenberg von der Verbraucherzentrale Brandenburg. "Zudem hat er keinen verlässlichen Referenzpreis mehr, an dem er den Wert eines Produkts bemessen kann." Letztlich könne sich der Online-Handel mit seinen Preisexperimenten selbst schaden, weil die fehlende Transparenz das Vertrauen der Kunden schwinden lasse. 

Finja Carolin Kütz von Oliver Wyman

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