Das Angebot der Deutschen Telekom schien günstig: ein schnurloses Telefongerät für 49,99 Euro. Doch was als Weihnachtsschnäppchen angepriesen wurde, erwies sich schnell als Mogelpackung. Denn das schicke Gerät taugt nur zum Telefonieren mit der Deutschen Telekom - es umgeht so genannte Call-by-Call-Vorwahlen und die Voreinstellung auf einen günstigeren Konkurrenten (Preselection). Ein glatter Wettbewerbsverstoß, tadelte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation kürzlich und verbot den Vertrieb des Apparats.
Der dreiste Versuch des Ex-Monopolisten, sich mit krummen Methoden Marktanteile zu sichern, ist kein Einzelfall. "Die Trickserei der Anbieter hat extrem zugenommen", warnt Torsten Elsner, der für die Webseite tariftip.de die Telefontarife durchforstet. Seit im Festnetz Wettbewerb herrscht, brachen die Preise um rund 85 Prozent ein, einige Billigtarife von unter zwei Cent pro Minute sind für die Anbieter kaum kostendeckend. So setzen Telefonfirmen zunehmend auf die Unwissenheit der Verbraucher, die sich zwischen Hunderten von Tarifen nur schwer zurechtfinden. Die Transparenz der Angebote habe sich "erheblich verschlechtert", beklagt Michael Bobrowski vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Die Verwirrung wird zur Geschäftsmethode.
Etwa durch Lockangebote:
So wirbt die Firma Prompt (Vorwahl 01055) mit 1,1 Cent pro Minute. Allerdings gilt der Tarif nur zwischen acht und neun Uhr morgens. Danach kostet die Minute acht Cent - deutlich mehr als bei den meisten anderen Call-by-Call-Anbietern. Ähnlich wie Prompt verfährt eine Firma mit der Nummer 01051.
Teuer werden kann es auch für den Kunden, der die Taktung nicht beachtet - also den Mindestzeitraum, der bei einem Anruf berechnet wird. Die Regel ist einfach: je kürzer der Takt, desto günstiger für den Verbraucher. Die Firma Germanphone (Vorwahl 0190049) macht vor, wie mit der Taktung abgezockt werden kann: Sie bietet tagsüber Anrufe vom Festnetz in deutsche Mobilfunknetze für günstig erscheinende 13,1 Cent in der Minute an. Abgerechnet wird allerdings im Fünfminutentakt. So kostet jede kurze Nachricht, die ein Anrufer auf einem mobilen Beantworter hinterlässt, 67 Cent. Und wenn ein Gespräch mehrmals im Funkloch abreißt, wird es richtig teuer. Mit einem Vierminutentakt, der aus einem Discounttarif einen Kostentreiber macht, verdient auch der Call-by-Call-Anbieter 01056 sein Geld.
Besonders heimtückisch sind Kostenfallen, die der Verbraucher gar nicht kennen kann, wenn er den Hörer in die Hand nimmt. Anders als beim Mobilfunk machte es im Festnetz preislich bislang keinen Unterschied, bei welcher Telefonfirma der Angerufene unter Vertrag steht. Damit ist jetzt Schluss. Seit Oktober dürfen die rund 30 Stadtnetzbetreiber wie etwa M-Net, Netcologne oder Hansenet für eingehende Anrufe 0,2 Cent pro Minute mehr verlangen. Die Deutsche Telekom und ihre Wettbewerber müssen diesen Betrag zunächst auslegen, wenn aus ihrem Netz telefoniert wird. Sie können ihn dann wiederum den Kunden in Rechnung stellen.
Das geschieht auch:
Im Mai wird die Deutsche Telekom den Tarif für Anrufe in Stadtnetze um 0,2 Cent pro Minute erhöhen. Da man einer Telefonnummer nicht ansieht, welcher Netzbetreiber dahintersteht, will das Unternehmen eine kostenlose Hotline einrichten, die darüber Auskunft gibt.
Eine andere Firma nutzte die neue Regelung als Vorwand, um schlichtweg die Gebühren zu erhöhen: 01071 Telecom verlangt für Anrufe in diese Netze neuerdings immer 3,8 statt - je nach Distanz und Tageszeit - 0,7 bis 2,5 Cent pro Minute. Die Firma verrechnet also deutlich mehr, als sie den Stadtnetzbetreibern weitergeben muss. Für den Verbraucher kann das richtig teuer werden. Wer über 01071 täglich eine Stadtnetznummer anwählt und eine halbe Stunde plaudert, muss im Monat bis zu 28 Euro mehr bezahlen.