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Bundestag gedenkt der Opfer des Aufstands von 1953
STORY: Im Rahmen einer Gedenkstunde stand der Deutsche Bundestag am Freitag ganz im Zeichen der Erinnerung an den 17. Juni 1953. Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger der DDR hatten vor 70 Jahren den Mut aufgebracht, der SED-Diktatur die Stirn zu bieten. Mehr als fünfzig Menschen bezahlten dieses Engagement mit dem Leben – wurden erschossen, hingerichtet oder starben in Haft. Auf Zeitzeugenberichte folgte in der Gedenkstunde der Tonmitschnitt einer Betriebsversammlung eines Elektromotorenwerks im Harz vom 18. Juni. Die Aufnahme spiegelt die hitzigen Debatten und Emotionen in den Belegschaften von damals wider. GERD TEMPLIN, VERTRETER DER BELEGSCHAFT DER WICKELEI DER ELEKTROMOTORENWERKE WERNIGERODE, IN EINER TONBANDAUFNAHME "Die Belegschaft des Elmo-Werks erklärt sich solidarisch mit den Arbeitern Berlins und fordern Rechenschaft über die Schüsse und Opfer von Berlin und den anderen Städten. (APPLAUS) Wir fordern folgende Punkte. Erstens: Freie und geheime Wahlen in ganz Deutschland. (APPLAUS) Sollten sich durch unsere Arbeitsniederlegung Verhaftungen oder Repressalien ergeben, ruht die Arbeit so lange, bis die Kollegen wieder in Freiheit sind. (APPLAUS)" BUNDESPRÄSIDENT FRANK-WALTER STEINMEIER: "Wir haben eben Gerd Templin gehört, den Sprecher der Wickelei. Was er und seine Kollegen damals forderten, war nicht weniger als eine gesamtdeutsche Volksvertretung. Ein Parlament wie dieses hier." "Der Aufstand des 17. Juni richtete sich eben nicht nur gegen die Erhöhung der Arbeitsnormen, gegen niedrige Löhne, hohe Preise, leere Regale. Er richtete sich gegen die Normierung einer ganzen Gesellschaft, gegen Planwirtschaft und Zwangskollektivierung, gegen staatliche Überwachung, Propaganda und Zensur." "Und erst als sowjetische Panzer in die Städte rollten, Soldaten mit Maschinengewehren aufmarschierten und den Aufstand blutig niederschlugen, erst dann gewann das SED-Regime wieder die Oberhand." "Meine Damen und Herren, wir gedenken heute der Männer und Frauen des 17. Juni, die in ihrem Kampf für die Freiheit, die diesen Kampf mit dem Leben bezahlten." Steinmeier bedauerte, dass den Männern und Frauen des 17. Juni Aufmerksamkeit und Anerkennung viel zu lange verwehrt geblieben sei. Der Volksaufstand sei ein herausragendes Ereignis der deutschen Freiheitsgeschichte und gehöre in eine Reihe mit der März-Revolution von 1848, der Novemberrevolution von 1918 und, als Vorläufer, der Friedlichen Revolution von 1989.