Lufthansa und Tui wollen die Fluggesellschaften Germanwings, Eurowings und Tuifly vereinen. Nach monatelangen internen Vorgesprächen kündigte die Tui-Touristiktochter Tui Travel in London offizielle Verhandlungen mit Lufthansa an. Eine Absichtserklärung sei bereits unterzeichnet worden. Ziel ist eine gemeinsame Fluggesellschaft, die auch ein Gegengewicht zu Air Berlin schaffen soll. Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa stellt damit ihr Geschäft im Billig- und Europasegment neu auf. Der Touristikkonzern Tui Travel will mit dem Deal seine schwächelnde deutsche Fluggesellschaft Tuifly stärken.
Einzelheiten des Zusammenschlusses stünden aber noch nicht fest. Auch zur künftigen Verteilung der Anteile an der gemeinsamen Holding wurden keine Angaben gemacht. Allerdings hatte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber betont, dass die Tui-Töchter nicht unter das Dach der Lufthansa kommen würden. Daher wird vermutet, dass Lufthansa weniger als 50 Prozent an der neuen Gesellschaft halten wird. Weitere Anteile könnten an den Eurowings-Miteigentümer Albrecht Knauf gehen. Die Gremien der Unternehmen und Kartellbehörden müssen dem Zusammenschluss noch zustimmen. Zunächst soll eine genaue Unternehmensbewertung ("Due Diligence") erfolgen.
Die geplante Fusion der Fluggesellschaften Germanwings und Tuifly wird nach Angaben des Reisekonzerns Tui Travel und Tuifly möglicherweise erst im kommenden Jahr wirksam. Geplant sei, dass der Zusammenschluss spätestens zum Frühjahr 2009 mit Beginn des Sommerflugplans arbeitsfähig sei, teilte Tui Travel mit. Das Unternehmen wolle die Kapazitäten bei seinen Fluggesellschaften enger an den Bedarf der Reiseveranstalter koppeln, um Überkapazitäten zu vermeiden. Die dürfte vor allem für Deutschland im Zuge der geplanten Fusion eine Verringerung der eigenen Flugkapazitäten bedeuten.
Die Tui hatte ihre beiden deutschen Flugmarken Hapag Lloyd und HLX zuletzt unter der Marke Tuifly vertrieben. Eurowings gehört zu knapp 50 Prozent der Deutschen Lufthansa und ist auf den Kurz- und Mittelstrecken aktiv. Der stark expandierende Billigflieger Germanwings ist eine komplette Tochter von Eurowings.
Weitere Zukäufe bei Tui geplant
Der deutsch-britische Reisekonzern Tui Travel plant weitere Zukäufe, sagte Tui-Travel-Chef Peter Long. Es gebe eine ganze Reihe von Kaufmöglichkeiten, vor allem im Bereich von Spezialveranstaltern und Internet-Anbietern. Pro Jahr seien dafür rund 150 Millionen Pfund (202 Millionen Euro) vorgesehen. Die erst im September vollzogene Fusion der Touristiksparte von Tui mit dem britischen Konkurrenten First Choice wird sich nach Einschätzung von Long besser bezahlt machen als erwartet. Bis 2010 sollen dadurch 150 Millionen Pfund Sterling jährlich gespart werden, 50 Millionen mehr als bislang prognostiziert. Durch Synergien, Veränderungen im klassischen Reisegeschäft und den Ausbau des gewinnträchtigen Geschäfts mit Spezialreisen sei mit einer deutlichen Verbesserung der operativen Rendite zu rechnen. Allerdings fallen auch die Umbaukosten mit 180 Millionen Pfund 50 Millionen höher aus als bislang erwartet.
Die Buchungssituation bleibe vielversprechend, teilte das zu 51 Prozent zu Tui gehörende Unternehmen mit. Die Buchungen für Sommer 2008 seien in Großbritannien um acht Prozent gestiegen, in Nordeuropa um zwölf Prozent, in Mitteleuropa einschließlich Deutschland um acht Prozent und in Westeuropa um neun Prozent.