Traditionsunternehmen Agfa ist pleite

Der Fotofilmhersteller Agfa blickt auf eine 130-jährige Geschichte zurück. Jetzt fiel das Traditionsunternehmen der modernen Technik zum Opfer. Wegen des Digitalbooms muss die Firma Insolvenz anmelden.

Die Agfa Photo GmbH zählte 2004 mit einem Jahresumsatz von 700 Millionen Euro zu den weltweit führenden Fotofilmherstellern. Doch nur sieben Monate nach ihrem Start als selbstständiger Bildspezialist droht das Aus: Das Kölner Amtsgericht hat jetzt das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet und den Kölner Experten Andreas Ringstmeier als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Erst kurz zuvor war die überraschende Pleite des Unternehmens mit bundesweit mehr als 1800 Beschäftigten bekannt geworden.

Digitalfotografie brachte rote Zahlen

Im ersten Halbjahr 2004, als die Foto-Stammsparte noch zum belgischen Afga-Gaevert-Konzern gehörte, war diese bereits tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Spartenumsatz war angesichts des Digitalbooms und wegen des Preisverfalls um fast 18 Prozent gesunken. Im vergangenen August hatte Agfa-Gevaert dann die Trennung von seiner traditionellen Fotofilmsparte bekannt gegeben. Agfa Photo, die unter anderem Filme, Fotopapiere und Fotochemikalien herstellt und schon damals unter dem starken Wettbewerb der Digitalfotografie litt, ging nach Agfa-Angaben für 112 Millionen Euro an das Management, die Beteiligungsholding Nanno und die beiden US-Investoren Abrams Capital und Highfields Capital. Derzeit halte Nanno 55 Prozent, die beiden US-Investoren je zehn Prozent und das Management rund 25 Prozent der Anteile.

Die negative Entwicklung der Sparten Fotopapier, Fotochemikalien und Laborgeräte sei so dennoch nicht absehbar gewesen, kommentierte ein Unternehmenssprecher die Pleite. Auch für die gut 1800 Beschäftigten kam die Nachricht überraschend. Im WDR sagte der Betriebsratsvorsitzende Bernhard Dykstra, er sei völlig überrascht worden von der Entwicklung. Die Geschäftsführung habe ihm am Mittwochabend von der Zahlungsunfähigkeit berichtet. Die Belegschaft wurde dann am Donnerstag per Intranet informiert. In Deutschland sind allein rund 1800 Mitarbeiter von der Pleite betroffen, davon mehr als 800 in Leverkusen. Der Rest vereilt sich auf die Standorte Leverkusen, Windhagen, Vaihingen, München und Peiting. Weltweit hat das Unternehmen 32 Vertriebsstandorte und mehr als 2400 Beschäftigte.

DPA · Reuters
DPA/Reuters

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